KORALLEN IN DER GOSAUKREIDE

ALLGEMEINES

Korallen gibt es nach Aussagen der Wissenschaftler auf unseren Planeten schon seit 300 Millionen Jahren. Man findet diese festsitzenden Tiere heute noch in allen Weltmeeren. Doch ist ihr Bestand mittlerweile durch von Menschen verursachte Umwelteinflüsse teilweise stark gefährdet.

Korallen kommen ausschließlich im Meer vor. In Zusammenhang mit diesem Artikel sind hier nur die Steinkorallen interessant, welche durch Einlagerung von Kalk verschiedene Skelettformen bilden. Diese festsitzenden (Blumen)Tiere ernähren sich von Plankton und bevorzugen deshalb strömungsreiches Wasser. Die Mundöffnung ist mit Tentakeln gesäumt. Die einzelnen Polyphen erinnern an Blumen oder Sterne. Korallen kommen vorrangig in der Nähe der Wasseroberfläche vor. Es gibt aber auch sogenannte Kaltwasserkorallen, welche in Tiefen zwischen 100 und 300 m Riffe bilden. Aus der Gosaukreide sind fast nur Steinkorallen erhalten. Es ist anzunehmen, dass diese fossilen Lebewesen so wie heute verschiedene Farben aufwiesen. 


Kalk-bildende Organismen

 

Auf diesem Bild vom Wissenschaftler Dr. G.W.  Mandl sind typische Bewohner eines kreidezeitlichen Meeresboden angesiedelt.

 

Es sind neben kleinwüchsigen Korallen vor allem Bechermuscheln (Hippuriten) abgebildet, welche vor allem in der Kreidezeit existierten.

 

Das Gemälde wurde ursprünglich für die ehemalige Landesausstellung in der Gosau angefertigt und ist jetzt im Kammermuseum Bad Aussee zu sehen.


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Die Gosaukreide

Die Ablagerungen der Gosaukreide sind in der Zeit der Gebirgsbildung in der Kreidezeit entstanden. Viele der heutigen Gipfel ragten bereits aus dem Meer und deshalb wurden die Sedimente nur in den tiefer liegenden Becken abgelagert. Dadurch ergibt sich eine sehr unterschiedliche Mächtigkeit, welche bei Gosau bis zu 2600 m erreicht.

Die Ablagerungen im Gosaubecken (Gosau, Pass Gschütt, Rußbach, Abtenau) sind altersmäßig in verschiedene Formationen unterteilt. Je nach dieser Ablagerung findet man typische Versteinerungen (Leitfossilien) mit entsprechender Häufigkeit.

Die Gosauschichten haben verschieden hohe Stärken sowie unterschiedliche Entstehungsbedingungen und sind nur teilweise fossilführend. Die ältesten Ablagerungen werden als Kreuzgrabenschichten bezeichnet. Es folgend die Streiteckschichten, die mergeligen, dunklen Grabenbachschichten, die Hochmoosschichten, die sandhaltigen Bibereckschichten und die komplett fossilleeren Ressenschichten.

Aus der Gosaukreide sind 350 verschiedene Arten von Korallen bekannt. Der größte Teil davon sind Einzelkorallen.

Für den Fossiliensammler sind vor allem die bis zu 250 m mächtigen Hochmoosschichten interessant. Hier findet man die meisten Versteinerungen.

Ein Eldorado für Fossiliensammler ist Gosau in Oberösterreich und Rußbach im Land Salzburg. In dieser länderübergreifenden Zone findet man immer außer den Korallen noch viele andere Fossilien wie Schnecken, Muscheln  und auch Ammoniten. Berühmt ist vor allem die Schneckenwand in Rußbach, wo bisher tausende von Schnecken der Gattung Actaeonella  und Trochactaeon aufgesammelt wurden. Ein Teil dieser Fossilienzone wird auf Initiative von Univ. Prof. Dr. Fritz Seewald demnächst unter Naturschutz gestellt und mit einem Zaun abgesichert, um Plünderungen zu verhindern. Durch unerlaubte Sprengung wurde leider viel zerstört.

Bekannte Fundstellen sind  der Nefgraben, Hofergraben, Edlbachgraben, Zimmergraben, Stöcklgraben, der Grabenbach und der Randobach. Manche der Örtlichkeiten sind schwer erreichbar  und erfordern ein gewisses Maß an alpiner Erfahrung und Trittsicherheit. 


 

 

Manchmal hat man Glück und findet eine besonderes große und schöne Koralle bzw. Korallenstock.

 

Es handelt sich dabei immer um Unikate und es ist verblüffend, dass sich die Formen in den letzten 80 Millionen Jahren kaum verändert haben.

 

Dieses Exemplar ist im Naturmuseum Ebensee nebst anderen kreidezeitlichen Fossilien ausgestellt.


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Diese 38 cm lange Koralle aus Rußbach sieht einen versteinerten Fisch ähnlich. Die Löcher sind Bohrwurmgänge. Die genaue wissenschaftliche Bestimmung dieser Koralle steht noch aus.


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Korallenfunde aus meiner privaten Sammlung

Im Laufe von vielen Jahrzehnten gelang es mir, zahlreiche Korallen zu sammeln. Einige Fundstücke habe ich an Museen abgegeben. Obwohl ich mittlerweile etliche der Versteinerungen mit dem wissenschaftlichen Namen kenne, verzichte ich  in dieser Veröffentlichung auf diese Bezeichnungen. Mir geht es hier nur darum, die Schönheit dieser Korallen aufzuzeigen. Alle vorgestellten Exemplare sind unbehandelt und stammen ausschließlich aus der Region Gosau und Rußbach.

Für mich besonders faszinierend ist die Tatsache, dass diese Korallen nach 70 bis 80 Millionen Jahre noch so gut erhalten sind und sich kaum verändert haben!.


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Korallen in der Medizin

Korallen galten schon früher als Schutz gegen Krankheiten und Misswuchs. Korallenketten wurden gerne Kindern zur Abwehr von Unheil um den Hals gelegt. Zu Pulver zerriebene Korallen wurden im Mittelalter zur Behandlung von Milz- und Harnsteinleiden verwendet.

In unserer Gegend verwendet man früher Fossilien zur Verhinderung der Drehkrankheit bei Schafen. Dazu wurden die bis zu 20 cm großen Brackwasserschnecken mit den Namen Actaeonella in den Wassertrog gelegt. Spielt hier der Aberglaube eine Rolle oder steckt mehr dahinter?

Ich habe einen Versuch gemacht, und verschiedene Wasserarten in Gläsern auf die Fensterbank gestellt. Nur das Wasser mit den eingelagerten Fossilien war nach vier Monaten noch trinkbar. Sind in diesen unvorstellbar alten Versteinerungen noch „Informationen“ gespeichert und die Wirkung ähnlich wie bei der Homöapathie? Haben unsere Fossilien die gleiche Wirkung, wie jene aus der Inselgruppe bei Okinawa (Japan), welche jetzt auf den freien Markt zu stolzen Preisen angeboten werden?  Die dortigen Bewohner gehören zu den am längsten lebenden Menschen unserer Erde. Mir ist nicht bekannt, wie hoch der Magnesium- und Calziumanteil in den fossilen Korallen ist bzw. welche Spurenelemente vorhanden sind. Vielleicht beschäftigt sich einer der werten Leser einmal mit diesem Thema!

 


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Literaturhinweise:

Dr. Herbert Summesberger mit A. Lukeneder und Dr. Heinz Kollmann gelten als Experten der Kreidezeit und sind über das Naturhistorische Museum in Wien erreichbar.

Eine ausführliche Beschreibung der Korallen in Gosau und Rußbach wurde von Rosemarie Christine Baron-Szabo im Jahre 2003 im  Jahresbuch der Geologischen Bundesanstalt veröffentlicht.

Im Jahre 2019 ist ein 370 Seiten umfassendes Werk mit 900 Abbildungen speziell über Korallen aus der Gosaukreide (Fundorte Gosau, Rußbach)  erschienen. Das umfassende Bestimmungswerk wurde von den Autoren Hannes Löser, Matthias Heinrich und Ulrike Schuster (ISBN 978-3-931689-14-8) herausgegeben..


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Museen und Ausstellungen

In Gosau hat die Familie Gapp über Generationen hinweg viele Fossilien gesammelt. Darunter befinden sich auch sehr schöne und seltene Korallen. Die großartige private Sammlung im Wohnhaus kann nach Anmeldung besucht werden. Die Steinschleiferei Gapp hat ein Fossilengeschäft im Zentrum von Gosau und direkt am Vorderen Gosausee.

Im Rußbach befindet sich seit 2011 ein sehenswertes Fossilienkabinett, welches von Dr. Fritz Seewald geleitet wird. Hier besteht auch die Möglichkeit zur Buchung einer Fossilienwanderung.

Eine weitere Mineralien- und Fossilienausstellung in Rußbach befindet sich bei der Familie Schweighofer.

Im Naturmuseum Ebensee ist eine Vitrine ausgestellt, welches hauptsächlich Fossilien aus der Gosaukreide enthält.

In Bad Goisern, Ortschaft Untersee gibt es zwei private Aussteller. In diesen sehenswerten Ausstellungen sind auch Korallen zu sehen. (Siehe in youtube DER ARIKOGEL AM HALLSTÄTTERSEE).


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Vorderer Gosausee mit Dachstein            Löckenmoos mit Gosaukamm                  Gosaugletscher mit Dachstein

 

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