WASSERKATASTROPHEN RUND UM HALLSTATT

ALLGEMEINES

Der Markt Hallstatt im oberösterreichischen Salzkammergut ist im Laufe seiner 7000-jährigen Geschichte oft von Wasserkatastrophen heimgesucht worden. Schon uralte Sagen berichten von gewaltigen Überschwemmungen mit nachhaltiger Wirkung. 

In historischer Zeit gab es mehrmals große Überflutungen. Die Naturkatastrophe in Hallstatt im Jahre 2013 ist noch vielen Menschen in nachhaltiger Erinnerung geblieben und wird in diesem Bericht dokumentiert. 


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DIE SAGE VON DER BURGAU

 

Die nachfolgende uralte Sage von der Burgau und den gewaltigen Hochwasser war früher in  der Bevölkerung noch weitgehend bekannt. Der Ursprung dieser Legendenbildung könnte auf ein tatsächliches Ereignis hinweisen.

 

Die folgende Beschreibung (Auszug) wurde aus dem Tagebuch des Leopold Engleitner entnommen, welcher auf eine noch ältere Aufzeichnung zurückgriff. Der Salinenarbeiter lebte von 17.. bis 18.. in Obertraun bzw. Hallstatt.

" ... Auf der gegenüberliegenden Seite von Cervusau (Anmerkung: heutiges Hallstatt) stand einst im Sarsteiner Gebirg eine Burg mit den Namen Scutato, welche heute noch als Burgau benannt wird und noch Ruinen vorhanden sind ...... Aus dem Rabenkeller, einer Höhle in der Hirschaualm, brach ein gewalttätiges Wasser hervor, überschwemmte das Städtlein und die Salzgruben.... Der kleine Halwaldsee (Anmerkung: im Echerntal) ist ausgerunnen..... Zu der Festung  Scutato war schwerlich wegen des Einsturzes ein Von- und Zukommen mehr ...".

 

Die beschriebene "Burgau" existiert als Name noch heute und befindet sich am südwestlichen Vorbau des Sarsteingebirges oberhalb vom Hallstättersee. Auffallend sind die römischen Namen der verunglückten Burgbewohner. Diese Wasserkatastrophe fand möglicherweise um 375 n. Chr. oder im 7. Jahrhundert statt. 

 


 

 

Den alten Zeitungsberichten zufolge ergoss sich im Jahre 1884

ein gewaltiger Wasserstrom vom Hallstätter Salzberg herunter.

 

Mitgerissene Bäume ruinierten Teile des Friedhofes und stürzten anschließend über die Mauer in den Hallstättersee.

 

Weitere verheerende Hochwasser gab es in den Jahren 1590, 1598, 1677, 1736, 1759, 1787, 1808, 1815, 1821, 1920, 1956, 2002 und 2013.

 

 


HOCHWASSER AM 1./2. JUNI 2013 IM SALZKAMMERGUT

 

Im Juni 2013 gab es gleich zwei außergewöhnliche Wetterkapriolen. Die erste Situation führte zu einen Hochwasser im Salzkammergut. 

Die ungewöhnliche Wetterlage wurde in den Medien schon Tage vorher angekündigt. Die extrem starken Regenfälle erreichten in der Nacht vom 1. auf den 2. Juni den Höhepunkt. In Bad Ischl stieg der Traunpegel zwischen 1. Juni 19 Uhr und 2. Juni 8 Uhr um 3 m auf einen historischen Höchststand von 6.05m!

Dementsprechend gab es Hochwasseralarm in allen Gemeinden rund um den Hallstättersee, entlang der Traun und ebenso am Traunsee. Viele der Straßen waren unpassierbar und auch der Bahnverkehr wurde eingestellt.

 

Bild 1:  Einer der größten Zubringer in den hochwasserführenden Hallstättersee ist der Gosaubach.

Bild 2: Der Steegwirt befindet sich rund 100 m unterhalb vom Hallstättersee direkt an der Traun.

Bild 3: Am Nordende vom Hallstättersee direkt bei der Brücke stauen sich die Wassermassen.

 

Bild 1 : Die reißende Traun bei Lauffen am 2. Juni 2013. Gigantische Wassermassen  prägen das Ortsbild.

Bild 2:  In Bad Ischl ist die Esplanade überspült und verschiedene Wege sind nicht mehr begehbar.

Bild 3: Die Straße und der Parkplatz in Hallstatt bei der südlichen Tunnelausfahrt wurden überflutet.

 

WASSERBEOBACHTUNGEN BEI EINIGEN KARSTQUELLEN 

 

Noch in der Nacht zum 2. Juni wurde die episodische Riesenkarstquelle KESSEL zwischen Hallstatt und Obertraun aktiv. Nach Augenzeugenberichten dauerte dieser Überlauf aus dem Becken nur einige Stunden. Nachdem die Frostgrenze bei rund 2100 m Meereshöhe lag, wurde ein so gewaltiger Ausbruch wie in den Jahren 1920, 1959 und 2002 vermieden. Damals stürzten die Wassermassen auch aus dem  Schacht ALTER KESSEL hervor.

Interessanterweise wurde der Brandbach oberhalb vom Hallstatt-Echerntal nicht aktiv. Dieser Höhlenbach tritt durchschnittlich alle sieben Jahre aus dem Höhlenportal und "entleert" das Hirlazmassiv.

Dafür richtete das Wasser in der Koppenbrüllerhöhle bei Obertraun einigen Schaden an, sodass der Schauhöhlenbetrieb für drei Wochen eingestellt werden musste.


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DIE MURENKATASTROPHE IN HALLSTATT

 

Dieses Unglück hat überregional große Anteilnahme erregt. Hervorgerufen durch ein schweres Unwetter kam es zu einer Vermurung des Mühlbaches mit verheerenden Folgen für Hallstatt. 

In der nachfolgenden Dokumentation ist der zeitliche Ablauf der Katstrophe festgehalten.


18. JUNI 2013

Ein sehr heißer und wunderschöner Tag breitete sich über das ganze Salzkammergut aus. Selbst auf der 900 m hoch gelegenen Hirschaualm  südlich von Hallstatt hatte es um 16 Uhr noch 27 Grad Celsius. Ich  bin zur Hirschaualm hochgestiegen, mit der Absicht, die Reste einer Eiskapelle am Beginn der Seewand zu fotografieren.

 

16 Uhr 26

 

Die Hirschaualm ist eine sogenannte Niederalm, auf welcher früher einige Rinder weideten, bevor diese auf die Sarsteinalm getrieben wurden.

 

Von den  drei Hütten sind zwei abgebrannt. Die leicht erreichbare Alm wird nicht mehr bewirtschaftet. Von der Alm aus führen Wege nach Hallstatt-Lahn oder direkt zum Hallstättersee. Von hier geht es zum   Einstieg vom Seewand-Klettersteig.


 

16 Uhr 30

 

Der Ausblick  etwas oberhalb der Hirschaualm ist beeindruckend.  Man übersieht den gesamten, fjordartigen Hallstättersee.

 

Der See ist 9 km lang und max. 125 m tief.

 

Auf der rechten Bildseite erkennt man die Ausläufer des Sarsteingebirges. Direkt am Seeufer befindet sich das Schloss Grub und dahinter die ÖBB-Haltestelle Hallstatt.

 

 


 

16 Uhr 41

 

Ein einmaliger Blick auf Hallstatt durch die Reste der Seewand-Eiskapelle. Die Sonne hat in diesen Tagen den Höchststand erreicht.

 

Eiskapellen gibt es nur nach langen und schneereichen Wintern. Diese kleinen Naturwunder halten dann manchmal bis Ende Juni. Das Betreten sollte wegen Einsturzgefahr  unbedingt vermieden werden!

 

 


 

16 Uhr 46

 

Durch eine Öffnung innerhalb der Eiskapelle sieht man den 1860 m hohen Plassen. Darunter befindet sich der weltberühmte Hallstätter Salzberg mit seinen vielen Salzstollen und dem vorchristlichen Gräberfeld.

 

Ein paar Föhnwolken sind aufgezogen. Nichts deutet darauf hin, dass in einer guten Stunde ein schweres Unwetter hereinbrechen wird!


 

17 Uhr 59

 

Wieder unten am Hallstättersee. Der Wind hat aufgefrischt und die Wolken werden von Minute zu Minute dunkler. Die ersten Regentropfen fallen.

 

Am Hallstättersee sind bereits die Sturmwarnlampem eingeschaltet. 

 

Man spürt regelrecht, dass in wenigen Minuten ein Inferno beginnt.


 

18 Uhr 30

 

Ein Unwetter, teilweise mit Hagel, zieht mit Sturmstärke von Nordwesten kommend über das im Bild sichtbare Ramsaugebirge.

 

Gleichzeitig öffnet der Himmel seine Schleusen über Gosau und verlagert den  extrem starken Niederschlag in Richtung von Hallstatt-Echerntal.


 

18 Uhr 54

 

Das Unwetter hat sich im südlichen Teil vom Hallstättersee festgesetzt. Die Hauptmenge des Wassers geht in Hallstatt zwischen Gosaueck und Hirlatz nieder. Aus der Hirlatzwand bzw. der Echernwand bricht aus einigen Felsspalten Wasser heraus, wo man es nie zuvor beobachtet hat. Der Mühlbach, welcher vom Salzberghochtal kommt, kann die Wassermassen nicht mehr aufnehmen.


In Hallstatt beginnt jetzt die Katastrophe. Binnen weniger Minuten verklaust sich das Bachbett und der Mühlbach wird im Bereich vom Gasthaus "Mühle" zurückgestaut. In kürzester Zeit werden durch den neu gebildeten Wildbach etliche Wohn-, Geschäfts- und Gasthäuser, der gesamte Marktplatz sowie der Badergraben überschwemmt und vermurt.


 

21 Uhr 01

 

In Hallstatt wird der der Katastrophenalarm aufgerufen  und Feuerwehren und freiwillige Helfer sind die ganze Nacht im Einsatz.

 

Wie zum Hohn spannt sich zur gleichen Zeit über das nahe gelegene Bad Ischl ein wunderschöner Abendhimmel mit mehreren Regenbogen. 


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HALLSTATT AM 19. JUNI 2013

Einen Tag nach der Katastrophe werden die ganzen Schäden sichtbar und es beginnt ein großes Aufräumen. Viele Gegenstände wurden aus den Häusern gerissen und in den Hallstättersee geschwemmt. Die Medien berichten über das Unglück und relativ schnell werden finanzielle Mittel zur Wiederherstellung bereit gestellt.


Bild 1-3: Aufräumarbeiten einen Tag nach der Katastrophe in Hallstatt-Markt.


* * *   Alle Bilder stammen vom Verfasser  * * *

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