DIE HÖHLEN RUND UM DIE GJAIDALM (DACHSTEINGEBIRGE)

ALLGEMEINES

Die Gjaidalm befindet sich am Nordrand des Dachsteingebirges in durchschnittlich 1700 m Meereshöhe. Schon in der Bronzezeit wurde dieser kesselförmige Almboden wirtschaftlich genutzt Im späten Mittelalter bzw. auch in der Neuzeit genossen vor allem einige Bauern aus Ramsau das Almrecht. Diese Leute trieben ihre Nutztiere über das gesamte Dachsteinplateau zur Gjaidalm. Die Gjaidalm war auch bekannt als Treffpunkt für die Salzschmuggler.

Rund um die Gjaidalm und dem Oberfeld gibt es etliche, teilweise sehr interessante Höhlen und Schächte.

Bild  1: In rund 1700 m Seehöhe erstreckt sich die Gjaidalm. Links im Hintergrund der Taubenkogel.

Bild 2: Kälteeinbruch mitten im August. Das Schilcherhaus ist am unteren Bildrand sichtbar.

Bild 3: Das Schilcherhaus ist Erholungszentrum und Ausgangspunkt für viele Wanderungen


Heute steht im Zentrum der Alm das Schilcherhaus. Es ist ein beliebter Treffpunkt für Wanderer und Skifahrer und durch die dreiteilige Seilbahn von Obertraun über den Krippenstein aus leicht erreichbar. Ein alpiner Wanderweg führt von der Gjaidalm in westlicher Richtung zum Wiesberghaus bzw. Simonyhütte. Beliebte Bergtouren mit Ausgangspunkt Gjaidalm ist der Zwölferkogel, der Taubenkogel, der Krippenstein, das Heilbronnerkreuz oder das Guttenberghaus. Ein Wanderweg führt auch von der Gjaidalm über Krippenbrunn nach Obertraun.

Südlich oberhalb der Alm steht am sogenannten Oberfeld eine derzeit unbenützte Bundesheerkaserne.

Etwas östlich von der Gjaidalm beginnt eine mächtige geologische Störung, welche sich rund 5 km weit nach Westen bis zum Waldbachursprung erstreckt. In diesem Bereich  und am Oberfeld existieren einige tiefe Schächte und interessante Höhlen. Die Schächte  sind zwar mit durchschnittlich 200 m Tiefe nicht so gewaltig wie die Karstobjekte weiter im Westen, aber nicht minder interessant.

 

Die wichtigsten Objekte werden nachfolgend beschrieben.

 

 

Bild  1: Die Bundheerkaserne Oberfeld. Im Hintergrund der Krippenstein mit der Skiabfahrt.

Bild 2: Bei der hochalpinen militärischen Ausbildungsstätte stand auch eine Seilbahnstation.. 

Bild 3: Die aufgelassene Kaserne Oberfeld und die aufgelassene Seilbahnstation im Jahre 2021. 


HÖHLE AM OBERFELD

Allgemeines: Diese Höhle im Nahbereich der Kaserne Oberfeld ist das interessanteste Karstobjekt in der ganzen Umgebung. In der Höhle gibt es mehrfach Tropfsteine und Sinterbildungen. Leider sind die Aragonitvorkommen im Eingangsbereich weitgehend verschwunden und die Tropfsteine teilweise abgeschlagen.

Lage und Zugang: Die beiden Eingänge öffnen sich ca. 150 m nordöstlich von der ehemaligen Kaserne. Man folgt den bezeichneten Weg vom Oberfeld in Richtung Krippenbrunn. In der ersten größeren Senke öffnet sich nach rechts eine breite und 60 m lange Karrengasse, an dessen Ende sich die Höhleneingänge befinden. (Koordinaten N 47 30.050, E 13 40.023).

 

Bild  1: Der Eingangsbereich von der "Höhle am Oberfeld" befindet sich in der Nähe der Kaserne Oberfeld.

Bild 2: Eine schöne und interessante Schachthöhle mit Tropfsteinen, Sinter- und Aragonitbildungen.

Bild 3: Ein Foto entstand bei der Erstbegehung im Jahre 1973 beim Abstieg im "Echoschacht".


Beschreibung: Der Haupteingang öffnet sich nach NW und ist 1.5 m hoch und 1 m breit. Über eine 3 m tiefe Stufe erreicht man die „Eingangshalle“, in welcher auch der zweite Eingang, ein senkrechter enger Kamin, endet. Der nachfolgende canyonförmige Gang führt nach mehreren Richtungsänderungen zum „Echoschacht“. Dieser anfangs  zwei Meter breite und mit einem 7 m langen Tropfsein verzierte Abgrund wird anschließend ausgedehnter und führt nach 25 m Tiefe zu einer Raumerweiterung, der sogenannten „Kapelle“. Bis zu diesen Ort hat die Höhle eine Länge von 151 m und einen Höhenunterschied von 72  m. Der nun weiterführende Canyon gliedert sich in viele Schachtstufen zwischen 6 und 11 m und endet bei einer Engstelle.

Erforschung: Die Höhle wurde 1973 bzw. 1980 von Mitgliedern des Höhlenvereines Hallstatt - Obertraun erforscht und teilvermessen.

Basisdaten: Kat. Nr. 1543/52 a ,b, MH 1792 m, Länge ca. 300 m, Tiefe ca. 213 m. Pläne: Siegfried Gamsjäger, Norbert Leutner. 

 

DURCHGANGSHÖHLE AM OBERFELD

Allgemeines: Dieses Karstobjekt könnte eventuell für den Notfall als Trinkwasserquelle zur Verfügung stellen. Am tiefsten Punkt der knapp 100 m langen Höhle existiert eine Quelle. Das Wasser rinnt auch noch nach einer langen Trockenperiode .

Erforschung: Diese Höhle wurde 1973 von N. Leutner, G. Mayr, H. Pohl und A. Schenner entdeckt und erforscht.

Lage und Zugang: Der Zugang erfolgt wie zur Höhle am Oberfeld. Von diesem Karstobjekt rund 20 m in NO-Richtung entfernt öffnet sich der 3 m breite und 1.5 m hohe Haupteingang. Die Durchgangshöhle befindet sich 20 m nordöstlich  der „Höhle am Oberfeld“.

Beschreibung: Ein 45 m langer abfallenden Gang führt vom Haupteingang (A) zum tiefsten Punkt der Höhle. Bei etwa 20 m Ganglänge mündet von oben her ein enger Schacht (Eingang C). 19 m tiefer als der Eingang, existiert eine Engstelle. Bei diesem kurzen Durchschlupf rinnt eine Quelle. Anschließend führt der enge und gewundene Gang aufwärts bis zu eine weiteren Tagöffnung. Der unauffällige Eingang B liegt mitten in der Latschenzone. Auf halben Weg rinnt über eine kleine Felsstufe ein kleiner Wasserfall.

Basisdaten: Kat. Nr. 1543/53 a - c, MH 1790 m, Länge  95 m, Plan: E. Fritsch.

 

KNOCHENSPALTE AM OBERFELD

Aus zoologischer Sicht ist die Knochenspalte am Oberfeld (Kat. Nr. 1543/82) sehr interessant. Die 7 m lange, 2.5 m breite und 5 m tiefe Spalte ist als natürliche Falle etlichen Tieren zum Verhängnis geworden. Die gefundenen Knochen stammen u.a. von mehreren Rothirschen, Schafen und Schneehasen. Als besonderer Fund stellte sich die Zahnanomalie eines vierjährigen Hirschen heraus, weil ein Zahn um 180 Grad verdreht in einen Kiefer eingewachsen war.

 

SCHWEMMERKOGELHÖHLE

Allgemeines: Etwas nördlich oberhalb der Gjaidalm in Richtung des Schwemmerkogel befindet sich eine Schachtöffnung, in welcher früher Hüttenabfälle entsorgt wurden. Diese Müllbeseitigung war früher in Almgebieten völlig normal und bedeutete keine Gefahr für eine eventuelle Trinkwasserverschmutzung.

Erforschung: Der schon lange bekannte Schacht wurde im Jahre 1962 durch einheimische Höhlenführer und Gendarmen erstmals befahren. Beim zweiten Abstieg vierzehn Tage später wurde eine Tiefe von 180 m erreicht. Eine Engstelle verhindert das weitere Vordringen. Zu einer geplanten künstlichen Erweiterung ist es bis heute nicht gekommen.

Eine Weiterforschung wäre sicherlich interessant, da sich unter diesen Schacht die Hirlatzhöhle befindet.

Beschreibung: In einer Tiefe von 40 m existiert ein Eisfeld samt Eissäule, dann folgt wieder trockener Fels. Nach insgesamt 150 m Abstieg stößt man auf ein Tropfsteingebilde. Unterhalb der erwähnten 50 cm breiten Engstelle in 180 m Tiefe ist ein tiefer, domähnlicher Raum  sichtbar.

Dieser Schacht in ca. 1800 m MH ist noch nicht offiziell im Höhlenkataster aufgenommen! 

 

Bild  1: Der Haupteingang der "Durchgangshöhle am Oberfeld." In der Höhle existiert eine Quelle!

Bild 2: Diese "Knochenspalte am Oberfeld" wurde vielen Tieren (Hirsche, Hasen etc. ) zum Verhängnis.

Bild 3: In diesem "Schilcherloch" westlich der Gjaidalm fand man Knochen von Baunbär und Wolf. 


KONGLOMERATHÖHLE IM HIRZKAR

Allgemeines: Von der Gjaidalm aus gesehen erreicht man in etwa 20 Minuten Gehzeit einen weiteren, längst verlassenen Almboden. Am tiefsten Punkt ( N 47.30,043, E 13. 40,060) dieser sogenannten Hirzkaralm öffnet sich der unscheinbare Eingang zu einer sehr interessanten Großhöhle von über 700 m Länge und 210 m Tiefe.

Entdeckung und Erforschung: Im Jahre 1961 erfolgte die offizielle Entdeckung durch Christian und Dr. Herbert Franke. 1962 wurde die Höhle von den gleichen Personen sowie mit Beteiligung von E. Stummer auf eine Länge von 140 m und einer Tiefe von 56 m erforscht und vermessen. 1977  gelang Norbert Leutner und Gerhard Mayr ein weiterer Vorstoß bis in den Bereich vom „Bandlwurm-Canyon“. 1980 erreichten Erhard Fritsch und Peter Ludwig  erstmals den „Drahdiwaberl-Schacht“. Bei der nächsten Tour im Jahre 1981 mit Erhard Fritsch, Erna Eichbauer und Josef Weichenberger wurde der Endpunkt bei der „Schwarze Küche“ erreicht.

Weil die Höhle ursprünglich unter einen falschen Katastergebiet eingetragen war, wurde dieses Objekt anfangs als Hirzkarhöhle bezeichnet.

Beschreibung: Durch einen niederen Eingang am Grunde eines Schlingers erreicht man kurz darauf eine sehr oberflächennahe, 12 m lange, 6 m breite und 8 m hohe Halle. Es folgt nach einer kurzen Engstelle ein 8 m tiefer, tropfsteinverzierter Schacht. Die weitere Fortsetzung führt als schön ausgebildeter Canyon stufenförmig in die Tiefe. Mehrmals erfolgt eine Richtungsänderung mit überlagernden Gängen, wobei die Haupterstreckung nach Nordosten tendiert. In 210 m Tiefe wird der größte Hohlraum der Höhle erreicht. In dieser sogenannten „Schwarze Küche“ , verschwindet ein Bach in einer unpassierbaren Spalte.

Dieses interessante Karstobjekt kann man als aktive Wasserhöhle ansprechen. Angeblich wird auch der periodisch wasserführende Koppenwinklsee bei Obertraun von diesen Schmelz- und Regenwasser gespeist.

Basisdaten: Kat. Nr. 1544/19, Seehöhe 1730 m, Länge 705 m, Höhendifferenz – 212 m. Pläne und Literatur: Günther Stummer, Erhard Fritsch und Norbert Leutner.

 

Bild  1: Der unscheinbare Eingang der über 700 m langen "Konglomerathöhle" in der Hirzkaralm.

Bild 2: Die Bocklöcher haben zwei nebeneinanderliegende Portale. Portal A ist 4 m breit und  2 m hoch.

Bild 3: Das Hirzkarseelein liegt versteckt unweit der Hirzkaralm am Weg zum Krippenstein.


KRAUTSCHWELLERLOCH

Rund 450 m östlich vom Krippeneck am Weg zum Heilbronnerkreuz gab es einmal einen etwa 30 bis 40 m tiefen Schacht. Dieser  Abgrund in 1770 m Seehöhe wurde in Zuge des Straßenbaues zugeschüttet. Der Schachtmund hatte die Form eines 4 x 2 m ovalen Bottiches, wobei sich wahrscheinlich der Name ableitet.

Ein alter Seilbahner erzählte mir einmal, dass „in den Zwischenkriegszeiten in das Loch etwas hineingeschüttet wurde“. In den alten AV-Karten ist dieses ominöse Loch noch lagerichtig eingezeichnet.

 

BOCKLÖCHER

Diese zwei Höhlen ((Kat. Nr. 1547/31 a, b) in 1886 m bzw. 1890 m MH sind altbekannte Karstobjekte, weil die Portale vom Weg Krippeneck (Seilbahnstation) zur Hirzkaralm gut sichtbar sind. Diese als Unterstand geeigneten Kleinhöhlen sind in der ÖK-Karte 96/3 und in der AV-Karte lagerichtig eingezeichnet.

Der Zugang zu den Portalen ist einfach, aber wegen dem dichten Latschengestrüpp etwas mühsam. Der Eingang A ist 4 m breit, 2 m hoch und hat einen trapezförmigen Querschnitt. Der dahinter befindliche Hohlraum ist 6 m lang. Der östlich liegende Eingang B ist nur 2 m breit, aber der eigentliche Höhlenteil mit zwei kleinen Gängen insgesamt 18 m lang.

 

HÖHLE SÜDÖSTLICH KRIPPENECK

Dieses 9 m lange Höhle eignet sich ideal als Biwakplatz. Das 2.5 m hohe und 6 m breite Höhlenportal ist etwa 450 m vom Krippeneck entfernt und besonders gut am Weg vom Krippeneck zur Hirzkaralm bzw. Heilbronnerkreuz zu sehen. Oberhalb des Einganges befindet sich eine kleine Steinmauer.

 

SCHILCHERSCHACHT

Eine weitere interessante Schachthöhle in 1825 m Höhe befindet sich nordwestlich der Gjaidalm. In dieser 78 m langen und 45 m tiefen Höhle (Kat. Nr. 1546/17) wurden die Überreste von einen Braunbär und einen Wolf gefunden.

 

      ***   Am Zwölferkogel   ***                             ***   Am Krippenstein   ***                       ***   Am Taubenkogel   ***

 


HOFFNUNGSGEBIET DACHSTEIN

Das Dachsteingebirge wird auch in Zukunft ein Anziehungspunkt für einheimische und internationale Forscher bleiben. Es ist keine Utopie, wenn man voraussagt, dass es einmal mehrere Verbindungen vom Plateau in die Hirlatzhöhle geben wird. Auch eine unterirdische Verbindung von der Mammuthöhle zur Hirlatzhöhle ist denkbar. Theoretisch wäre auch ein Zusammenhang mit der Dachstein-Südwandhöhle möglich.

 

Der größte Teil des Dachsteingebirges steht unter besonderen Naturschutz. Bei eventuellen Forschungen müssen die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden.

 

 

Von der Gjaidalm führen Wege bzw. Steige zum Wiesberghaus bzw. nach Hallstatt oder hinauf in die Gletscherregion. Der mächtige Felsklotz in der Bildmitte ist der 2.300 m hohe Taubenkogel. Rechts dahinter der 2.700 m hohe Gjaidstein. Am linken Gletscherrand sind die Dirndln sichtbar und am rechen Bildrand der Hohe Dachstein (2.995 m).

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