Allgemeines
Das Trinkwasser ist für uns Menschen in Österreich so selbstverständlich, dass wir darüber nicht viel nachdenken. Praktisch sind heute fast alle Haushalte an ein offizielles Trinkwassernetz angeschlossen oder es existieren private Quellenanschlüsse. Die Qualität und das Einzugsgebiet vom Trinkwasser wird ständig überwacht. Die ehemaligen Dorfbrunnen, früher auch Treffpunkt für sozialen Austausch der Menschen, haben an Bedeutung verloren.
Eine mittlerweile verschwundene Wasserleitung führte einst von der Nähe der Hirschaualm nach dem Weltkulturerbeort Hallstatt und versorgte einige Gebäude mit bestem Trinkwasser.
Die Hirschaualm
Die Hirschaualm befindet sich zwischen den Gemeinden Hallstatt und Obertraun (OÖ) auf durchschnittlich 900 m Seehöhe. Diese Alm, rund 400 Höhenmeter über dem Hallstättersee, ist flankiert von den mächtigen Steilabbrüchen des fast 1900 m hohen Vorderer Hirlatz, dem Zwölferkogel und Rauen Kogel (Seewand). Viele Felssturztrümmer bedecken den mit Fichten, Lärchen, Laubhölzern und Sträuchern durchwachsenen Almboden. Die Alm ist seit Jahren verwaist und diente ursprünglich als Niederalm, bevor man die Rinder auf die Sarsteinalm auftrieb. Nur eine einzige, etwas verfallene Hütte ist noch vorhanden. Zwei weitere ehemalige Hütten sind abgebrannt. Trotz der zwei relativ leichten und kurzen Zugänge von Hallstatt bzw. Obertraun wird diese vegetationsreiche Alm wenig besucht. Es gibt keine Hinweise auf eine ältere Besiedlung der Alm. In den alten Sagen wird die Alm bzw. die ganze Umgebung der Hirschau als "cervusau" bezeichnet. Leider gibt es in diesen wildromantischen Gebiet sehr viele Zecken!
Die Hirschaualm ist infolge der Nordostlage nur im Sommer vom Sonnenschein begünstigt. Ab Mitte Oktober fällt überhaupt kein Sonnenstrahl mehr auf die Alm. Bedingt durch die sonnenarme Lage halten sich in den Lawinengräben am Wandbeginn bis in den Sommer hinein einige Schneefelder. Daraus entstehen dann infolge Wasserausspülung und Winderosion am Wandbeginn manchmal schöne Eiskapellen.
Anmerkung: Nachfolgende Bilder können durch Anklicken vergrößert werden.
Bild 1: Ausblick von der Bahnhaltestelle Hallstatt in Richtung Hirschaualm, Zwölferkogel und Vorderer Hirlatz.
Bild 2: Die Seewand oberhalb der Hirschaualm, durch welcher ein berühmt-berüchtigter Klettersteig führt.
Bild 3: Der schöne Blick von der "Schönen Aussicht" (Goasabankerl) auf Hallstatt am Weg zur Hirschaualm.
Die Zugangswege
Zwei Wege führen auf die Hirschaualm. Der am meisten frequentierte Steig beginnt beim sogenannten „Kessel“, eine periodisch aktive Riesenkarstquelle an der Landesstrasse (seeseitiger Parkplatz) zwischen Hallstatt und Obertraun.
Kletterer, welche durch diese sogenannte Seewand wollen, bevorzugen diesen etwa dreiviertelstündigen Anstieg.
In der Vergangenheit führte vom höchsten Punkt der Alm ein extrem gefährlicher Aufstieg durch das sogenannte Küfel auf das Plateau.
Ein etwas längerer, aber dafür gemütlicherer Weg beginnt in Hallstatt-Lahn bei der sehenswerten, barocken Kalvarienbergkirche. Von dort führt ein stufenreicher Weg in 10 Minuten hinauf zur „Schönen Aussicht.“ Dieser schöne Platz mit hervorragender Sicht auf Hallstatt wird von den Einheimischen als „Goasabankerl“ bezeichnet. Hier beginnt übrigens auch der unmarkierte, langwierige und sehr steile Aufstieg auf den Vorderer Hirlatz.
Der ungefährliche Weg von Hallstatt zur Hirschaualm wurde vermutlich wegen der ehemaligen Wasserleitung angelegt und verläuft anfangs nur leicht ansteigend durch Mischwald, Wiesen und über Lawinengräben. Einige Sitzbänke entlang des Weges laden zum Verweilen ein. Erst das zweite Wegdrittel vor der Alm ist steiler. Der markierte Weg wurde in den letzten Jahren vom „Wegverschönerungsverein Hallstatt“ ausgebessert und dabei auch einige Informationstafeln aufgestellt.
Geologie und Hydrologie
Infolge der geologischen Voraussetzungen im Dachsteingebirge entwässert dieser mächtige Kalkstock in nördliche Richtung. Meistens münden die vorzugsweise an Schichtfugen rinnenden Gewässer unterirdisch in den Hallstättersee. Bei der Schneeschmelze oder nach lang andauernden Regenfällen kommt es zu Rückstau des Wassers. Dann werden die Riesenkarstquellen „Kessel“ oder der „Hirschbrunn“ in der Nähe der Landesstrasse unabhängig von einander oberflächig aktiv und brechen in eindrucksvoller Szenerie aus dem Berg.
Die Hirschaualm wird auf der Ostseite begrenzt durch die Wandabbrüche vom Zwölferkogel und Vorderer Hirlatz.
Auf dem Bild sichtbar ist die "Enttäuschungshöhle" (Kat. Nr. 1546/8), welche nur 8 m tief ist.
Wesentlich hoffnungsvoller ist die "Höhle in der Niederen Gelben Wand" (Kat. Nr. 1546/10), welche bisher auf eine Länge von 480 m erforscht und vermessen ist. Dieses Karstobjekt steht vermutlich mit der über 113 km langen "Hirlatzhöhle" (Forschungsstand 2019) in Verbindung.
Eine weitere interessante Höhle ist der "Rabenkeller" (Kat. Nr. 1546/2), welcher am Bild nicht sichtbar ist.
Nur mehr eine einzige nicht bewirtschaftete Hütte steht auf der Alm. Hier führt auch der Anstieg zum Seewand-Klettersteig vorbei. Zwei ehemalige Almhütten sind abgebrannt.
Unterhalb der Alm in der Nähe vom Hallstättersee befinden sich die Riesenkarstquellen "Hirschbrunn" (Kat. Nr. 1546/1) und der "Kessel" (Kat. Nr. 1546/2).
Die Hirschaualm-Quelle
Am halben AV-Weg zwischen Hallstatt-Lahn und der Alm kommt man bei einen Brunnen mit hölzernen Wassertrog vorbei. (MH 665 m Koordinaten N 47.543315 O 13.657141). Verfolgt man das Wasserleitungsrohr, so erreicht man nach 45 m bei 680 m MH eine kleine Halbhöhle, aus welcher am südwestlichen Ende ganzjährig klares Wasser fließt. Der Felsausbruch ist etwa 1 m hoch und ebenso breit und tief. An den Seitenwänden existieren Hauspuren, die auf eine Sprengung hinweisen. An der Sohle sprudelt entlang einer sehr engen Schichtfuge die Quelle hervor.
Im etwa halben Quadratmeter großen und max. 20 cm tiefen Wasserbecken unmittelbar nach dem Quellaustritt liegen kleinere Steine. Auffällig ist vor allem am südlichen Beckenrand ein nicht bewegbarer Stein, welcher an der Oberfläche eine braunorange Farbe besitzt. Es dürfte sich um eine Eisenablagerung handeln.
Statistische Wasser- und Temperaturaufzeichnung von August 2019 bis Februar 2024.
24. August 2019 14 Uhr: Außentemperatur 27.4 Grad C, Himmel bewölkt, allgemeine Hitzeperiode.
Wassertemperatur bei Quellaustritt 8.6 Grad, beim Brunnentrog 10.3 Grad.
Wasserschüttung beim Brunnen 1 Liter in 9 Sekunden.
20. September 2019 16 Uhr: Außentemperatur 10.4 Grad C, Himmel wolkenlos, kühle Nächte.
Wassertemperatur bei Quellaustritt 8.9 Grad, beim Brunnentrog 9.0 Grad.
Wasserschüttung beim Brunnen 1 Liter in 10 Sekunden.
18. Oktober 2019 11 Uhr: Außentemperatur 9.0 Grad C, Himmel bewölkt, relativ warm.
Wassertemperatur bei Quellaustritt 8.8 Grad, beim Brunnentrog 8.6 Grad.
Wasserschüttung beim Brunnen 1 Liter in 5 Sekunden.
21. November 2019 14 Uhr: Außentemperatur 6.8 Grad C, Himmel wolkenlos.
Keine Wassertemperaturmessung. Wasserschüttung beim Brunnen 1 Liter in 5 Sekunden.
18. Dezember 2019 14 Uhr: Außentemperatur 8.1 Grad C, Himmel wolkenlos, Föhnlage.
Wassertemperatur bei Quellaustritt 7.8 Grad, beim Brunnentrog 7.9 Grad.
Wasserschüttung beim Brunnen 1 Liter in 4.5 Sekunden.
30. Dezember 2019, 14.30 Uhr: Außentemperatur -0.6 Grad C, Himmel wolkenlos, etwas Schnee.
Wassertemperatur bei Quellaustritt 6.9 Grad, beim Brunnentrog (Eisbildung) 7.0 Grad.
Wasserschüttung beim Brunnen 1 Liter in 4.5 Sekunden.
21. Januar 2020, 13 Uhr: Außentemperatur - 2.5 Grad C, Himmel wolkenlos, Luftfeuchtigkeit 54 %, Schneehöhe ca. 20 cm, Wassertemperatur bei Quellaustritt 7.1 Grad, beim Brunnentrog (vereiste Wände) 6.2 Grad C. Wasserschüttung beim Brunnen 1 Liter in 11 Sekunden.
23. Mai 2020 15 Uhr 30: Außentemperatur 24.1 Grad C, Himmel bewölkt und schwül, Wassertemperatur bei Quellaustritt 7.0 Grad, bei Brunnentrog 8.4 Grad C. Wasserschüttung beim Brunnen 1 Liter in 8 Sekunden. (Eine Stunde später erfolgte Wettersturz mit Sturm).
11. August 2020 11 Uhr: Außentemperatur 21.6 Grad C, Himmel fast wolkenlos und schwül, Wassertemperatur bei Quellaustritt 8.4 Grad, bei Brunnentrog 9.9 Grad C. Wasserschüttung beim Brunnen 1 Liter in 5 Sekunden. Allgemeine Hitzeperiode
19. Juni 2022 16 Uhr: Außentemperatur 28.5 Grad C, Luftfeuchtigkeit 47 %, Himmel fast wolkenlos, Wassertemperatur bei Quellaustritt 11.9 Grad, bei Brunnentrog 13.9 Grad C. Wasserschüttung beim Brunnen 1 Liter in 10 Sekunden. Wasser kommt nur noch stoßweise.
26. August 2023 15 Uhr: Außentemperatur 24.9 Grad C, Luftfeuchtigkeit 58 %, Himmel wolkenlos, Wassertemperatur bei Quellaustritt 11.5 Grad, bei Brunnentrog 15.9 Grad. Die Wasserschüttung beim Brunnen 1 Liter in 4.1 Sek. Am Ende einer extremen und langen Hitzeperiode. (Wettersturz am Abend).
23. Februar 2024 14 Uhr: Außentemperatur + 14.4 Grad C, Luftfeuchtigkeit: 52 %, um 15 Uhr: + 12.9 Grad C, 78 % Luftfeuchtigkeit. Wasserschüttung beim Brunnen 1 Liter in 4.1 Sek. Tatsächlicher Wasseraustritt ist bei der Quelle höher, weil nicht erfaßtes Wasser über den Beckenrand überläuft. Wassertemperatur bei Quelle 9.2 Grad C.
Leichter Fön, kein Schnee, sehr viele Schneerosen. Wärmster Februar seit der Temperaturaufzeichnung. In der folgenden Nacht erfolgt kurzer Wettersturz mit Schneefall.
Zusammenfassung:
Der maximale jährliche Temperaturunterschied des Wassers beim Quellenaustritt beträgt 5 Grad Celsius. (Minimal 6.9 Grad C am 30.12.2019, max. 11.9 Grad C am 19.6.2022)
Die geringste Wasserschüttung (1 Liter / 11 Sekunden) wurde am 21. Januar 2020 und die maximale Schüttung (1 Liter / 4.1 Sekunden) am 26. Aug. 2023 gemessen.
Die Erwärmung des Wassers hat im Jahre 2023 zum Vergleich von 2019 deutlich zugenommen.
Bild 1: An der Sohle dieser Quelle fließt fast ganzjährig Wasser und versorgte früher einige Gebäude in Hallstatt.
Bild 2: Innerhalb des Quellbeckens befindet sich ein Felsen, welcher eine ungewöhnliche Farbe zeigt.
Bild 3: Der Hirschaubrunnen liegt am Wanderweg. Eine Rohrleitung führt zur ca. 40 m entfernten Quelle.
Einzugsgebiet des Wassers
Nach einer vierjährigen Beobachtungszeit konnte ich eine ständige Wasserschüttung feststellen. Selbst im Hochwinter war die Quelle aktiv. Hier dürfte sich in den letzten dreihundert Jahren nichts geändert haben.
Aufgrund der vorliegenden Parameter ist es schwierig, das Einzugsgebiet des Wassers zu lokalisieren. Kommt das Wasser direkt von der Gletscherregion, so müsste es eigentlich in den Sommermonaten kälter sein. Dieses wäre ähnlich wie beim Waldbachstrub oberhalb vom Echerntal oder bei den umliegenden Quellen.
Es deutet einiges darauf hin, dass sich das Einzugsgebiet des Hirschauwassers relativ weit im südlichen Dachsteinmassiv befindet und unter Almgebiet durchrinnt.
Es fällt auf, dass die Wassertemperatur im Winter etwas wärmer ist als im Spätherbst. Dieses weist darauf hin, dass sich das Wasser relativ lange im Karstkörper aufhält und aus tieferen Schichten stammt.
Bei der Hirschaualm-Quelle bleiben viele Fragen offen. Wieso ist z. B. die Wasserschüttung im Winter meist stärker als im Hochsommer und der Härtegrad so niedrig?
Nach den derzeitigen Untersuchungergebnissen gibt es mit den rund 170 m tiefer existierenden periodischen Riesenkarstquellen (Kessel, Hirschbrunn) keinen Zusammenhang.
Bild 1: Winterliches Hallstatt. Im Amtshaus (Vordergrund) stand früher ein Brunnen mit Hirschaualmwasser.
Bild 2: Der Hirschaualm-Quelle ist auch im Hochwinter aktiv und liefert noch 1 Liter Wasser in 11 Sekunden.
Bild 1: Der Blick von der "Schönen Aussicht" (Goasabankerl) auf das am 23. Februar 2024 schneefreie Hallstatt.
Bild 2: Der Wasserstrahl ist unterbrochen, weil beim Quellenaustritt die Leitung mit Laub verstopft ist.
Bild 3: Felsritzzeichen und Buchstaben auf einer Wand in der Nähe der Hirschaualm-Quelle.
Mineralogische und chemische Wasseranalyse.
Am 23. Februar 2024 um 14 Uhr wurde vom Verfasser direkt beim Quellaustritt aus dem Felsen eine Wasserprobe entnommen und diese zur Analyse in ein Labor gesendet.
1. Die mineralogische Analyse:
Das Hirschauwasser wurde u.a. auf Calcium, Magnesium, Kalium, Mangan, Kupfer, Eisen, Blei, Nickel, Chrom, Alluminium und Zink überprüft. Alle Werte liegen innerhalb der gesundheitlichen Norm, sind auch tauglich für Säuglinge und weitgehend konform mit den anderen umliegenden Quellen. Auffallend war nur der etwas geringere Wert von Calcium und Magnesium. Dieses dürfte meiner Meinung nach mit der geringeren Löslichkeit des relativ warmen Wassers zu tun haben.
Bemerkenswert ist auch die Gesamthärte von 6.0, welches damit unter der Bezeichnung "weiches Wasser" fällt. Normalerweise haben den Dachsteinquellen einen Härtegrad zwischen 7.4 un 8.4.
2. Die chemische Analyse:
Das Wasser ist optisch vollkommen klar und hat einen guten Geschmack. Sulfat und Phosphat liegen im Normbereich. Leider hat sich meine Vermutung bestätigt, dass auch dieses Wasser wie fast alle Quellen im Dachsteingebirge verschiedene Keime enthält, welches wohl auf die intensive Nutzung an der Oberfläche (Almen, Hütten, Tourismus) zurückzuführen ist. Die Anzahl der Bakterien beim Hirschauwasser ist grenzwertig, kann sich aber schon bei der nächsten Wasserprobe z.B. nach der Schneeschmelze ändern. Auch der Nitritwert - Umwandlung von Nitrat im Wasser - ist nicht ideal, aber noch im erlaubten Bereich. Es sind keine e.coli-Bakterien (Fäkalien) vorhanden.
Um die Eignung als Trinkwasser sicher zu stellen, habe ich noch einen Experten um seine Meinung gebeten. Das Ergebnis wird dann an dieser Stelle bekannt gegeben.
Die ehemalige Wasserleitung nach Hallstatt
Im Jahre 1711 (Regierungszeit von Kaiser Leopold I.) wurde in Hallstatt-Lahn die Kalvarienbergkirche am Fuß vom Vorderer Hirlatz erbaut. Diese schöne Barockkirche besticht noch heute durch die Darstellung der Leidensszenen. Direkt zur Kirche gehörte auch das Messnerhaus, welches an der Ostseite der Kirche angebaut ist. Der Kirchendiener hieß Matthias Hofbauer und bewohnte diesen Anbau von 1721 bis 1782.
Im Jahre 1750 brannte ein großer Teil vom Markt Hallstatt und damit auch die Saline ab. Der neue Betriebsstandort wurde 1751 in den südlichen Ortsteil Lahn verlegt. In der Höhe der Kalvarienbergkirche wurde das mächtige Amtshaus erbaut.
Schon beim Bau des Mesnerhaus und Bewässerung der Gärten war es notwendig, eine Trinkwasserversorgung zu gewährleisten. Dazu wurde die Hirschaualm-Quelle angezapft.
Im Auftrag des hohen Salzbergbeamten, den „Edlen von Sumanting“, wurde eine hölzerne Rohrleitung (Strähn) verlegt. Ursprünglich führte diese Leitung nur zum Mesnerhaus. Dazu wurden 450 Holzrohre von je 3 m Länge und einen Innendurchmesser von knapp 5 cm angefertigt und mit Eisenringen verstärkt. Die Leitung verlief parallel mit den heutigen Wanderweg auf der Hangseite. Die gesamte Länge der Wasserleitung betrug 1350 m bei einen Höhenunterschied von rund 160 m. Noch heute kann man etwa alle 4 m entlang des Wanderweges in der Erde die Eisenringe mit meist 19 cm Durchmesser von der Rohrleitung lokalisieren.
Das derzeit seit siebzehn Jahren leestehende Amtshaus (Stand 2024) wurde um 1751 ebenfalls an die Trinkwasserleitung von der Hirschaualm angeschlossen. Für die Versorgung des Amtsgebäudes als Verwaltungszentrum dürfte das Trinkwasser noch gereicht haben. Als nach dem Krieg immer mehr Familien einzogen, wurde zusätzlich das Wasser vom Salzberg benötigt.
Persönlich kann ich mich noch erinnern, dass sich im oberen Stockwerk des denkmalgeschützten Amtshauses ein Brunnentrog befand. Auf einer Seite stand beim Wasserhahn die Aufschrift „Salzberg“ und gegenüber „Hirschau“. Wir Kinder bevorzugten unbewusst das frischer wirkende Hirschauwasser. Die Wasserleitung von der Hirschaualm dürfte noch bis etwa 1955 existiert haben.
Bild 1: Der Hirschaubrunnen. Ein aussichtsreicher Rastplatz am Weg von Hallstatt zur Hirschaualm.
Bild 2: Auf dieser Informationstafel kann man nachlesen, wie vor 300 Jahren die Wasserleitung gebaut wurde.
Die aktuelle Situation
Um das Jahr 2005 herum wurde vom Hermann Pilz, Hallstatt eine 45 m lange Rohrleitung vom Quellaustritt zu einen hölzernen Wasserbecken (Hirschaubrunnen) am Wanderweg verlegt.
Bevor man von Hallstatt aus kommend den Hirschaubrunnen erreicht, führt der Weg über zwei kleine Holzbrücken an einer Felswand vorbei. Neben einen herausgelösten Schichtpaket aus Dachsteinkalk befindet sich eine rund 15 m lange ansteigende und nach Westen (290 Grad) führende Kluft, in welcher man auch Hauspuren erkennen kann. Möglicherweise wurde auch hier das Tropfwasser gesammelt und in die Wasserröhre eingespeist. Die erwähnten Holzbrücken wurden 2018 vom "Wegverschönerungsverein Hallstatt" saniert.
Am Weg zur Quelle von Hallstatt her quert man auch die sogenannte „Niedere Schoß“. Am Anfang dieser relativ baumlosen Steilwiese (Lawinenabgang) sieht man bergseitig alte Mauerreste. Hier stand vermutlich ein einfacher Stall, Werkstätte oder Unterkunft für die Arbeiter.
Goldloch-Stollen und Hirschbrunn-Quellstollen
In der Nähe der Riesenkarstquelle „Hirschbrunn“ gibt es zwei geheimnisvolle Stollen. Das sogenannte „Goldloch“ ist ein 54.5 m langer Stollen, welcher etwas oberhalb der Landesstrasse in den Berg gehauen wurde. Die Erbauungszeit soll mindestens sieben Jahre gedauert haben. Der bekannte Foscher Dr. Friedrich Morton hat 40 Jahre lang vergeblich versucht, das Geheimnis dieses Goldloches zu entziffern.
Der „Hirschbrunn-Quellstollen“ befindet sich in Höhe des Seespiegel und ist 4.5 m lang. Der niedere Stollen beginnt am Ende einer kleinen Halbhöhle. In diesem Objekt wurde eine römische Münze aus dem 3. Jahrhundert gefunden. Angeblich noch ältere Funde könnten aus der Urnenfelderzeit stammen und weisen auf ein Quellheiligtum hin.
Von beiden Stollen konnte bis heute die Erbauungszeit nicht bestimmt werden. Am wahrscheinlichsten stammt zumindestens der Goldloch-Stollen aus dem 17./18. Jahrhundert.
Die Suche nach Gold
Über diesen ganzen Quellbezirk und der Hirschaualm existieren einige Sagen. Inhaltlich geht es teilweise um gewaltige Hochwässer und Überschwemmungen. Vordergründig aber ist die Suche und das Finden von Gold der häufigste Sageninhalt.
Tatsächlich findet man im Schwemmsand des Hirschbrunn-Quellstollen winzige Quarze (Augensteine) und Bonerze sowie Halbedelsteine (Turmaline, Zirkon, Glimmerschiefer und Granaten). Diese Mineralien stammen aus dem Gebiet der Niederen Tauern und wurden noch vor der Gebirgshebung der Kalkalpen bzw. Bildung des Ennstals über das Dachsteinmassiv geschwemmt. Theoretisch ist es möglich, dass auch winzige Goldkörner dabei sind.
In der über zweihundertfünzig Jahre alten Engleitner-Chronik führt der Autor eine „Quelle oberhalb vom Kessel bei der Hirschau“ an, wo ein „gellblechts Wasser“ mit „Goldschirr“ heraus rinnt.
Nach einen weiteren Literaturhinweis aus dem Jahre 1601 wurde eine Quelle umweit der Hirschaualm als „Goldbachl“ bezeichnet.
In einem Sagenbuch (OÖ. Volkssagen, Autor Alois Gloing, 1914) steht folgender Artikel: In der Hallstatt soll einst in den umliegenden Bergen "viel edles und unedles Arzt (Erz)" gefunden worden sein und zwar nicht bloß Eisen und Blei, sondern auch Silber und Gold. Später sollen Männer aus Walchland gekommen sein, welche überall nach Gold suchten. Noch heute heißt deshalb ein kleiner Bach, der in der Nähe der Hirschau entspringt, der Goldbach und die Hirlatz soll seinen Namen daher ableiten, dass man daselbst Gold fand und daher sagte "Hirlats" d.h. hier liegt es , nämlich das Gold.
Eine andere alte Überlieferung (Engleitner-Chronik) erzählt von einen Ehepaar, welches auf der Suche nach Erzen im Jahre 1485 von einer Wildfrau in eine Höhle geführt wurden. Als diese Frau und der Mann wieder zurück nach Hallstatt kamen, war genau 1 Jahr vergangen. Diese Geschichte erinnert an die sagenhaften "Zeittore" im Untersberg (Land Salzburg).
Die Hoffnung auf Reichtum ist für die Bergknappen und Goldsucher mit Sicherheit ein unerfüllter Wunsch geblieben.
Bild 1: Dieser geheimnisvolle 4.5 m lange Hirschbrunn-Quellstollen befindet sich direkt in der Höhe vom Seespiegel.
Bild 2: Der Goldloch-Stollen ist 54.5 m lang. Zweck und Alter dieses Anlage ist bis heute noch unbekannt.
Bild 3: Diese 15 m Kluft mit Hauspuren existiert am Wanderweg von Hallstatt zur Hirschaualm.
Die Felsbildwand
Rund 80 m südsüdöstlich der Quelle inmitten vom aufsteigenden Waldgebiet befindet sich eine etwa 10 m lange und durchschnittlich 2 m hohe, nach Norden gerichtete hohe Felswand. Auf dieser sind zahlreiche Felsinschriften und einige Zeichnungen eingraviert. Die Gravuren sind schlecht lesbar. Jahreszahlen sind keine vorhanden. Trotz der starken Verwitterung des Felsritzungen dürften diese kein allzu hohes Alter haben.
Zukunftsperspektiven
Wie die Zukunftsforscher ausdrücklich darauf hinweisen, kann es auch in den Alpen einmal zu Trinkwasser-Engpässen kommen. Die Gletscher schmelzen, Dürre und Hochwasser nehmen zu und katastrophale Naturereignisse können die Wasserspeicher gefährden.
Die geringste Wassermenge bei der Hirschaualm-Quelle liefert 7.5 Kubikmeter Wasser in 24 Stunden.
Nimmt man nur die Grundversorgung von 5 Litern Trinkwasser pro Tag, so könnte bei einen eventuellen Katastrophenfall (Ausfall der öffentlichen Trinkwasserversorgung) ganz Hallstatt und Obertraun versorgt werden.
Eine weitere Verwendung der Quelle ist von Seiten der Gemeinde Hallstatt nicht geplant. Der Grund liegt in der geringen und damit unwirtschaftlichen Wasserschüttung.
Geheimnisvolle Hirschau
In diesem kleinen und relativ sonnenarmen Areal zwischen Hallstatt und Obertraun gibt es zahlreiche Besonderheiten. Auf engsten Raum existieren in der Hirschau zwei periodisch aktive Riesenkarstquellen (Hirschbrunn, Kessel), ein Schacht, welcher bis zum Seegrund reicht (Alter Kessel), eine Halbhöhle mit Felszeichen (Goldloch-Halbhöhle) und eine kleine Höhle mit besonderen Sinterformen (Bierloch). Etwas oberhalb der Hirschaualm befindet sich ein riesiges Höhlenportal (Rabenkeller) und eine noch nicht erforschte Großhöhle (Höhle in der niederen gelben Wand). In der weiteren Umgebung erstreckt sich die Hirlatzhöhle, mit derzeit 113 km Länge (Forschungsstand 2024) einer der längsten Höhlen in Europa. Dazu kommen noch Felsen mit merkwürdigen Zeichnungen und Inschriften.
Etwas oberhalb des Hallstättersees führt ein 54.5 m langer Stollen (Goldloch) mit unbekannten Alter in den Berg. Direkt am Seeufer existiert ein weiterer, 4.5 m langer Untertagebau mit den Namen "Hirschbrunn-Stollen". In diesem Stollen wurde eine römische Münze gefunden. Mehrere Bronzegegenstände wurden auch in der Nähe der ehrwürdigen, aus der Kaiserzeit stammenden Sommervilla "Hirschbrunn" ausgegraben.
Von der Hirschau gibt es einige Sagen, welche meist mit der Goldsuche zu tun haben. Aber auch die Sage von Burgau ist noch vielen Menschen bekannt, wo "in grauer Vorzeit" einmal ein gewaltiges Wasser aus dem Rabenkeller geflossen ist und die Umgebung zerstörte.
Für künftige Heimatforscher gibt es noch ein reiches Betätigungsfeld!
Verwendete Literatur:
Morton, Friedrich. „Hirschbrunnenhöhle und Goldlochstollen“. Jahrbuch des OÖ. Heimatvereines, 1967.
Leutner, Norbert. „Höhlen, Natur und Kultur im Inneren Salzkammergut“, 2014.
Wirobal, Karl. „Historische Stollen in Hallstatt“. Res montanarum 29/2002.
Videos in Youtube: „Hirschbrunn und Kessel“, „Eiskapellen rund um Hallstatt“.
In der Homepage www.norbertleutner.at: „Der Rabenkeller bei Hallstatt“, „Der Goldlochstollen bei Hallstatt“, „Eiskapellen im inneren Salzkammergut“, "Hirschbrunn und Kessel".
Die "alte" Hirschaualm
Auf dieser historischen Aufnahme aus dem Jahre 1912 sind noch drei Hütten zu sehen. Inzwischen ist die mittlere und rechte Hütte abgebrannt.
Auf dem Foto ist auf der linken See der Bergmannsort Hallstatt zu erkennen. Am rechten Bildgrund ist Schloss Grub sichtbar.
Derzeit ist diese Niederalm nicht mehr bewirtschaftet und wird selten aufgesucht.
* * * Alle Bilder außer der alten Ansichtskarte stammen vom Verfasser * * *
www.norbertleutner.at