DER GOLDLOCH-STOLLEN BEI HALLSTATT

ALLGEMEINES

Etwa in der Mitte zwischen den Weltkulturorten Hallstatt und Obertraun befindet sich der Hirschbrunn-Quellbezirk. Es handelt sich um ein ausgedehntes Quellgebiet am  Nordrand vom Dachsteingebirge. Bedingt durch den geologischen Schichteinfall entspringen hier nahe dem Seespiegel vom Hallstättersee zahlreiche episodisch aktive Quellen. Bekannt sind vor allem die Riesenkarstquellen „Hirschbrunn“ (Kat. Nr. 1546/1) und der „Kessel“ (Kat. Nr. 1546/2). Letzterer hat eine Verbindung mit der derzeit 113 km langen Hirlatzhöhle. (Stand 2021). Im Hirschbrunn-Quellbezirk gibt es aber auch eine Halbhöhle mit Felszeichen, einen 34 m tiefen Naturschacht („Alter Kessel“) und zwei geheimnisvolle Stollen. In einem dieser Objekte und in der Umgebung wurden prähistorische Gegenstände gefunden.

In diesem Artikel werden speziell der Goldlochstollen und der Hirschbrunn-Quellstollen sowie die Goldloch-Halbhöhle behandelt. Bei Interesse für die umliegenden Riesenkarstquellen und Höhlen möchte ich auf die Artikel „Der Hirschbrunn-Quellbezirk", "Kessel und Alter Kessel bei Hallstatt" in der gleichen Homepage sowie mein Video „Hirschbrunn und Kessel"   in youtube hinweisen.


DER GOLDLOCH-STOLLEN

 

Zugang: Von Hallstatt kommend kann man kurz vor der Lawinengalerie  bei der sogenannten „Schoß“ über eine sehr schmale, ungesicherte Stiege zum Waldrand steigen und nach wenigen Metern Anstieg nach links durch dichtes Gestrüpp zum Stollen queren. Der Goldlochstollen kann auch von der anderen Seite der Lawinengalerie  erreicht werden. Von der Riesenkarstquelle führt eine Forststraße ("Hirschaustraße") zum Dach der Lawinengalerie. An dessen Ende kann man am rechten Rand mühselig durch dichtes Buschwerk und Baumleichen zum sichtbaren Eingang hochsteigen. Der Zustieg zum Portal ist derzeit gefährlich kann nur von oben erfolgen. Eine Sicherung mit Seil ist notwendig.  Direkt beim Stollenmund fällt ein Steilgraben zur Landesstraße  bzw. zum Hallstättersee ab. 

Oberhalb vom Stollen zieht sich der steile Bergwald hinauf bis zu den Wandabbrüchen vom Zwölferkogel. Noch überall sind die Reste von entwurzelten Bäumen zu sehen. Weiter oben existiert ein markierter Steig, welcher von Hallstatt-Lahn zur Hirschaualm führt.


Bild  1: Der Eingang im Jahre 2018. Der Zugang ist durch umgestürzte Bäume schwer erreichbar.

Bild 2: Der 54.5 m lange Stollen führt anfangs in südwestlicher und zuletzt in südliche Richtung.

Bild 3: Gegen dem Stollenende zu wird der Gang etwas enger und endet dann abrupt. Foto 1970.


Beschreibung: Das „Goldloch“, wie die Einheimischen den Stollen nennen, beschäftigt schon seit langem die Fantasie der Bevölkerung. Die Stollenanlage in 530 m Höhe hat einen trapezförmigen und mannshohen Querschnitt und führt anfangs etwa 25 m in südwestliche Richtung. Dann erfolgt einen Knick nach Süden. Insgesamt hat der im gebankten Dachsteinkalk liegende Stollen eine Länge von 54.5 m und der letzte Punkt befindet sich 1.8 m höher als der Eingang.

Am Ende wird der im Dachsteinkalk liegende Stollen schmaler und endet abrupt. Deutlich sind überall die Rillen von der Gesteinsbearbeitung zu sehen.

Allgemeines:.Bevor es eine Lawinenverbauung  zwischen Hallstatt und Obertraun gab, sah man kurz vor dem Beginn des Hirschbrunn-Quellbezirkes oberhalb der Straße den Stolleneingang. Im Winter 2008/09 brauste eine gewaltige Staublawine über den Schoßgraben und riss in diesem Bereich alle Bäume mit. Der Stolleneingang war jahrelang komplett verschüttet. Man kann einen Teil vom Stollenmund sehen, wenn man sich, von Hallstatt kommend, bei der ersten Öffnung innerhalb der Lawinenverbauung weit nach außen streckt.

Forschungen: Dr. Friedrich Morton hat lange Zeit versucht, den Zweck und das Alter vom Stollen zu erforschen. Der bekannte Forscher und Schriftsteller hat ausgerechnet, dass zwei Bergleute in normaler Arbeitsschicht an die sieben Jahre lang beschäftigt waren. Doch wozu dieser gewaltige Aufwand? Dahinter musste eine Organisation stehen, welche auch die finanziellen Mittel aufbrachte. Oder waren es pensionierte Bergarbeiter auf der Suche nach vermutlichem Reichtum?

Ursprünglich befand sich beim heutigen Portal eine oft wasserführende Spalte. Morton hat am 1. Dezember 1964, nach einem Hochwasser, den Sand am Stolleneingang analysieren lassen. Dabei wurden in winzigen Spuren folgende Mineralien festgestellt: Epidot, Hornblende, Rutil, Titanit, Turmalin, Chlorit, Biodit, Staurolith, Granat, Chromit, Zirkon und relativ häufig Quarze (Augensteine). Bohnerze stellen sehr oft ausgezeichnete Pseudomorphosen von Limonit nach Pyrit dar. Ein Goldfund wäre theoretisch möglich.

Es gibt vom Goldloch eine alte und allgemein bekannte Sage. Dabei wird einem Jäger im Gebiet der Hirschaualm von einem Zwerg der Eingang von einer Höhle gezeigt. Der Gnom sprach dabei: „ Hier schau, hier lags“. Das angebliche gefundene Gold nahm der Jäger nach Hause wo sich dann das anfangs glitzernde Erz als taubes Gestein entpuppte. Der Sage nach soll  dadurch der Name „Hirschau“ und „Hirlatz“ entstanden sein. Es ist auffällig, dass solche Sagen mit Zwergen im ganzen Alpengebiet häufig vorkommen. Waren es vielleicht die „Wallischen“ oder „Venedigermanderln“, welche aus dem Süden kommend auch im Salzkammergut nach Erz (Eisen, Blei, Kupfer, Zinkblende etc.) suchten? Diese sagenhafte Höhle könnte auch der Goldloch-Stollen sein!

Es gibt einen weiteren interessanten Hinweis, welcher in der Engleitner-Chronik vom Jahre 1813 zu lesen ist. “Ob den Keßl („Kessel“) in der Hirschau, linkerseits bei der Römingerwand, rinnt ein Gelblechts Wasserl, daß das mittlere Brünnlein ist, hat Goldschlirr….“. Es ist nicht mehr festzustellen, wo die „Römingerwand“ war. Vielleicht hieß dieser Ort in Wirklichkeit „römische Wand“.  Nachdem aber die Hirschaualm früher bis zur „Schoß“ ging, könnte es sich auch um die mit Felszeichen versehene Wandstufe handeln, welche rechts oberhalb vom Stollen verläuft. Das „gelblechts Wasserl“ weist möglicherweise auf Schwefelaustritt hin.

Das „Goldloch“ bleibt nach wie vor ein Geheimnis.  Am wahrscheinlichsten ist nach wie vor die Suche nach Gold, welches theoretisch tatsächlich in winzigen Spuren in diesem Gebiet vorkommen kann.  Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass die alten Bergleute auch bei den fehlenden geologischen Kenntnissen Pyrit mit Gold verwechselt haben. Ein Vorkommen von Pyrit (Katzengold) gibt es im näheren Umkreis auch in Obertraun und in der Gosaumühle.

Zoologie: In diesem Stollen wurden mehrere Exemplare von echten Höhlenkäfern gefunden. Es handelt sich um die Käferarten „arctaphaenops angulispenis“ und „Trechoblemus micros Hbst.“ In den Stollen halten sich auch gerne verschiedene Insektenarten, Spinnen und fallweise auch Fledermäuse auf.

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DER HIRSCHBRUNN - QUELLSTOLLEN

 

Zugang: Man steigt am besten im trockenen, steinigen Bachbett vom Hirschbrunn oder entlang der Begrenzungsmauer der Hirschbrunn-Villa  hinab bis kurz vor dem Seespiegel. Wo das mit Bäumen und Sträuchern durchzogene Gelände flach wird, sieht man unter einen kleinen Felsstufe in der Nähe des steinigen Hirschbrunn-Bachbettes  den unscheinbaren, etwa 3 m breiten und 1 m hohen Eingang. In gebückter Haltung kann man in eine kleine Höhle kriechen.

Beschreibung: Diese kleine Höhle mit einigen moosbedeckten Steinen an der Sohle  ist nach knapp 4 m Länge zu Ende. Dann beginnt ein durchschnittlich  1 m hoher und 60 cm breiter Stollen, welcher nach 5.5 m Länge endet. Deutlich sind die Hauspuren und damit die Arbeit von ausgebildeten Bergleuten zu sehen. Etwa in der Mitte des Stollens wurde eine Gesteinsfuge angefahren sowie eine schmale Querkluft. Im Sommer liegt die Höhle samt Stollen etwa zu einem Drittel  unter Wasser und wird fallweise auch vom aktiven Hirschbrunn überschwemmt.

Im Jahre 1912 hat der Heimatforscher und Schriftsteller Matthias Kirchschlager den Stollen wiederentdeckt. Der Stollen war bis etwa zur Hälfte mit abgelagertem Sand angefüllt

Dr. Friedrich Morton beschäftigte sich sehr eingehend mit der Halbhöhle bzw. dem Stollen.

 „Als ich vor vielen Jahren im Zuge einer Erforschung der verschiedenen Höhlen des Dachsteingebirges in diese Spalte hineinkroch, die als Hirschbrunnenhöhle geführt wird, entdeckte ich an der Rückwand dieser Höhle zu meiner großen Überraschung einen Stollen, der Quellenstollen genannt wurde. Sein Querschnitt ist trapezförmig. Die Sohle misst 60, die Firste 43 cm. Diese Stollenanlage ist deshalb ganz besonders merkwürdig, weil sie zu wiederholten Male im Jahre unzugänglich ist“.

Bild  1:  Unauffällig  (Pfeil) ist der Eingang in diese Höhle  am Niveau vom Hallstättersee. Foto 2018.

Bild 2: Am Ende dieser kleinen Naturhöhle beginnt der 5.5 m lange Hirschbrunn-Quellstollen. Foto 2000.

Bild 3: Der Blick aus dem Stollenbereich durch die natürliche Höhle zum Ausgang. Foto 1980.


Aus anderen alten Unterlagen geht hervor, dass es bronzene Gerätschaften waren. War es ein Fund aus der Urnenfelderzeit? Diese Vermutung ist nicht ganz abwegig, da vor einigen Jahren nur 100 m weiter entfernt ein solcher bronzezeitlicher Depotfund (1.200 v. Chr.) neben einem Felsen gemacht wurde.

Um 1800 wurde am Eingang des Stollens eine römische Münze gefunden. Diese zeigte das Bild des Kaisers Severus Alexander, welcher 222 bis 235 n. Chr. regierte. Die römische Münze könnte auch aus dem alten Depotfund stammen. Was aus diesen Funden wurde, ist nie geklärt worden.

Dieser Hirschbrunn-Quellstollen hat den Verfasser ebenfalls schon in der Kindheit fasziniert. So war es nur eine Frage der Zeit, sich diesem Projekt zu widmen. Im Jahre 1973 habe ich zusammen mit Karl Pilz und Gerhard Mayr den Stollen in seinen ursprünglichen Maßen freigelegt. Das ausgebrachte Material wurde gründlich untersucht, aber es konnten keine weiteren Funde getätigt werden.

Wann wurde dieser Stollen geschlagen? Welchem Zwecke diente diese Anlage?

Der Vortrieb war in dem niederen Stollen sehr mühsam und nur auf den Knien zu bewerkstelligen. Waren es besonders kleine Bergleute? Wurde der Vortrieb geheim gehalten?

Es gibt eine mögliche Erklärung. Man findet ähnlich wie im Goldloch-Stollen auch dort Schwemmsand mit winzigen Einlagerungen von Quarzen (Augensteine), Bohnerzkörner, Granaten, Glimmerplättchen etc. Dieses Material stammt aus einer fernen Zeit von der Tauernregion, als es das Ennstal noch nicht gab. Dieses zentralalpine Quarzgeschiebe, man sagte früher Urgesteinssand dazu,  wurde am Dachsteinplateau massenhaft abgelagert und gelangte durch Höhlen und Spalten in die heutigen Quellaustritte.

Hat man gehofft, hier Gold, seltene Mineralien oder einen Schatz zu finden? Könnte es auch sein, dass es dort, ähnlich wie in der Gosaumühle, vor langer Zeit eine „warme Quelle“ gab? Ich vermute, dass der Hirschbrunn-Quellstollen älter als der Goldloch-Stollen  ist. Dieser Quellstollen wurde wahrscheinlich noch vor dem Aufstauen vom Hallstättersee im 16. Jahrhundert angelegt.

 

Plan: "Fundberichte aus Österreich 19, 1980", Seite 79.

 

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DIE GOLDLOCH-HALBHÖHLE

Bild  1: Über zwei kleine Wandstufen ist diese 3.5 m lange Halbhöhle relativ leicht erreichbar.

Bild 2: Auf der linken Wandseite (gelber Pfeil) befindet sich eine interessante Felsritzzeichnung.

Bild 3: Es könnte sich um einen Totenkopf, ein Vogeldarsellung oder christliches Symbol handeln.

 

Zugang: Entlang der Landesstraße von Ortsende Hallstatt nach Obertraun erreicht man nach etwa 400 m die große Lawinenverbauung. Kurz vor den Aufbauten führt auf der Bergseite eine schmale, unbefestigte Stiege nach oben. (Siehe Zustieg zum Goldloch-Stollen). Vom Waldrand muss man dann etwa 30 Höhenmeter weglos über umgefallene Bäume und Wurzengeflecht nach oben steigen bis zu einer kleinen Wandflucht. In dieser kleinen Wand öffnet sich die Halbhöhle. Eine weitere Wegvariante beginnt beim "Kessel".

Beschreibung:  Der Ursprung dieser kleinen Halbhöhle dürfte im Heraussbrechen eines Schichtpaketes liegen. Diese 3.5 m lange Halbhöhle liegt im gebankten Dachsteinkalk und ist manchmal wasserführend. Wahrscheinlich findet man deshalb in den kleinen Tümpeln auch Niphagen (Höhlenflohkrebse). Hier wachsen auch viele Moose und Flechten. Die teilweise rotbraune Farbe an der Höhlensohle sollte noch näher untersucht werden.

Am interessantesten aber sind die verschiedenen Felsritzzeichen oberhalb der Felsstufe am linken Höhleneingang. Die auffälligste Ritzung sieht aus wie ein 45 cm hoher Totenschädel. Die unterhalb vom Schädel  vorhandenen Felszeichen könnten einen liegenden Menschen darstellen. Es könnte aber auch ein Vogelkopf sein, welcher in der Seitenansicht dargestellt ist.

Weitere Felszeichen findet man auch in der Umgebung der Halbhöhle und vor allem an der anschließenden, nordwärts gerichteten Felswand.  Dort fällt neben einer eingeritzten Raute besonders die Inschrift „IP“ auf. Dieses „IP“ findet man auch bei den Höhlenkirchen in Gosau und anderen alten evangelischen Andachtsstätten wie z.B. in Traunkirchen. Es bedeutet höchstwahrscheinlich „In Pace“ (Ruhe in Frieden).

Die Goldloch-Halbhöhle hat die Katasternummer Kat. Nr. 1546/44, befindet sich in 565 m Seehöhe. 

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Zusammenfassung: Auf relativ engen Raum gibt es im schattigen Hirschbrunn-Quellbezirk  etliche größere und kleinere Karstquellen sowie mehrere Höhlen und Stollen. Schon seit Jahrtausenden führt hier ein uralter Transportweg mitten hindurch. Die heutige Landesstrasse gibt es seit gut hundert Jahren. In den vergangenen Jahrhunderten war vor allem der aktive Hirschbrunn ein beliebtes Ziel für die Touristen. Die heutigen Erholungssuchenden fühlen sich beim naheliegenden Freizeitpark wohl.  Es gibt im Salzkammergut noch mehrere Objekte, welche als Goldloch bezeichnet werden. Die Aussicht auf schnellen Reichtum hat sich wohl nie erfüllt.

 

Bilder können durch Anklicken vergrößert werden.

"Kessel" und "Hirschbrunn" im 19 .Jhd.                 Hirschaualm im Jahre  2015                    Aussicht nach Hallstatt


    "Kessel" im Normalzustand                                       "Kessel" aktiv                                          Hirschbrunn-Villa


 

Friedrich Morton hat sich als Botaniker sehr ausführlich mit den Pflanzengesellschaften im Hirschbrunn-Quellgebiet beschäftigt.

 

Bei meinen eigenen Forschungen 2018 konnte ich unmittelbar neben dem Hirschbrunn-Bachbett diese auffälligen Pilze bewundern.

Es handelt sich  um den  Scharlachroten Kelbecherling (Sarcoscypha austriaca), welcher nur im Frühjahr  auf abgestorbenen Ästen vorkommt.

 

 

www.norbertleutner.at

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