ALLGEMEINES
Es gibt kein Karstobjekt im „Inneren Salzkammergut“, welches so mit Sagen und Legenden umwoben ist wie diese Höhle bei Lauffen. Das Höllenloch oder Hölloch (Kat. Nr. 1612/1) ist schon seit etlichen Jahrhunderten bekannt und hat Stoff für viele abenteuerliche Geschichten geliefert. Da sind die Sagen vom Teufel, verwunschenen Menschen, Schatzgräbern und Deserteuren. Von heimlichen Zusammenkünften in der Reformationszeit wird berichtet und auch von angeblichen Selbstmördern. Tatsächlich wurden etliche Skelette gefunden, welche von mindestens drei Menschen stammen. Die Höhle ist insgesamt 373m lang und befindet sich in 540m Seehöhe.
Lage und Zugang: Der leicht erreichbare Eingang befindet sich südlich von Lauffen und noch im Gemeindegebiet von Bad Goisern (Anzenau). Der kürzeste Anstieg erfolgt heute vom ehemaligen Gasthaus „Anzenaumühle“ an der südlichen Ortseinfahrt von Lauffen. Eine ansteigende Forststraße führt in Richtung zum „Höllbauern“. Nach rund 400m Länge erreicht man eine kleine Brücke mit einer starken Rechtskurve. Hier verlässt man die Forststraße und zweigt entlang des Bachbettes nach links in den Wald. Rechts vom Bachbett weglos leicht ansteigend sieht man nach rund 50m bei der Felswand das Höhlenportal.
Über eine kleine Wandstufe erklettert man den Eingang, welcher mit einem Eisengitter versehen ist. Normalerweise ist die Türe offen. Die Absperrung wurde ursprünglich wegen den Schutz der Fledermäuse angebracht. Leider wurde dass Schloss immer wieder zerstört.
Bild 1: Nur bei langen und strengen Wintern bildet sich vor dem Eingang ein prächtiger Eisvorhang.
Bild 2: Das seltene Ereignis mit einem Wasseraustritt aus dem Höhlenportal. Foto von Friedrich Kienast.
Bild 3: Bei der Wegabzweigung von der Forststraße zum Höhleneingang befindet sich diese Tafel.
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Beschreibung: Die Höhle erstreckt sich im hornsteinreichen Oberalmkalk (Jura) und ist im vorderen Teil entlang einer Kluft entstanden. Anfangs besteht die Höhle aus einem mäßig ansteigenden Druckstollen mit einigen Abzweigungen. Der erste enge Seitengang führt zum höchsten Punkt der Höhle, welcher 14 m höher als der Eingang liegt. Der Hauptgang führt nach 150 m Länge zu einem schrägen Doppelschacht von 7 bzw. 15 m Tiefe. Kurz zuvor kann man nach rechts steil aufwärts kriechen und erreicht die teilweise tropfsteingeschmückte „Totenkammer“.
Nach dem relativ leichten Schachtabstieg (Doppelschacht) erreicht man den unteren Höhlenteil, welcher meist aus einem etwa 6 m breiten schichtgebundenen Gang besteht. Der Charakter der Höhle ändert sich nun komplett. Teilweise sind im unteren Höhlenteil sehr schöne Deckenprofile, Sintergebilde und Bergmilchbildungen zu sehen. Der stets abfallende Gang mit rund 60 m Länge endet bei einem Siphon, welcher je nach Jahreszeit höher oder tiefer liegt.
Bleiben wir noch bei der „wissenschaftlichen“ Seite: Beim Höllenloch handelt es sich um eine teilweise aktive Wasserhöhle. Es kommt aber sehr selten zu einem sehenswerten Ausbruch des Höhlenbaches am Eingang, zuletzt im Sommer 2010. Erst wenn der Endsiphon die Wassermassen nicht mehr aufnehmen kann, kommt es zum Rückstau, wobei fast 35 m Höhenunterschied überwunden werden. Der Höhlenbach vereinigt sich in der Außenwelt kurz darauf mit dem von Anzenberg kommenden „Höllenbach“ und mündet zuletzt in der Traun.
Bild 1: Die ehemals verschlossene Höhle wurde wiederholt aufgebrochen und ist jetzt frei zugänglich.
Bild 2: Im unteren Teil der Höhle existieren interessante Deckenformen und schöne Versinterungen.
Bild 3: Die wenigen Tropfsteine wurden wahrscheinlich schon vor Jahrhunderten teilweise zerstört.
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Das Höllenloch im 18. Jahrhundert.
Diese Zeichnungen stammen aus dem Jahre 1780 und zeigen Höhlengänger, welche sich vermutlich auf Schatzsuche begaben.
Mindestens drei Männer sind in der Höhle umgekommen. Diese haben sich in der Höhle entweder verirrt oder es ist ihnen das Licht ausgegangen.
Es wurden mehrere Skelette gefunden und noch heute findet man menschliche Knochen in dieser Höhle.
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Erforschung und Vermessung: Die erste Beschreibung stammt aus dem Jahre 1809 von einem F. Santori. Sein Bericht ist eher negativ, er warnt künftige Reisende vor dem Besuch dieser Höhle. „da sie in derselben auch nicht den geringsten Gegenstand antreffen würden, der ihr Interesse rege machen könnte.“ Bemerkenswert ist auch seine Ausführung, „dass es lange gedauert habe, einen Führer zu finden, weil dieser Angst hatte, in den Klauen des Satans zu kommen.“
Der erste geologische Bericht stammt aber von Ferdinand Mühlbacher. Der Bergfachmann stieg mit zwei Einheimischen, nämlich den Höllbauern und Fritz Kreuzhuber, im Jahre 1879 in die Höhle und die Längenangaben von 320 m sind schon erstaunlich genau.
Im Jahre 1910 besuchte Georg Lahner mit den Brüdern Steinmayr aus Lauffen die Höhle. Der nachhaltig bekannte Höhlenforscher und die beiden erfolgreichen Kletterer kartographierten dieses Karstobjekt. Im Jahre 1931 und 1932 wurde die Höhle von Salzburger Höhlenforschern vermessen. 1961 entdeckte Hermann Kirchmayr mit Josef Thalhammer oberhalb vom Siphon noch eine Erweiterung, die sogenannte „Kapelle“. 1963 erfolgte die Gesamtvermessung durch Ottokar Kai, Erhard Fritsch und Hans Freudenthaler (Landesverein für Höhlenkunde in OÖ.) wobei nun erstmals auch die „Totenkammer“ im alten Plan eingezeichnet wurde. Mittlerweile gibt es mannigfaltige Literatur und Zeitungsberichte mit unterschiedlichen Berichten.
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Sagen und Legenden: Es gibt mindestens vier verschiedene Sagen von dieser Höhle, welche eine Gemeinsamkeit haben. In der Höhle haust der Teufel, welcher manchmal beim Eingang in verschiedenen Gestalten erscheint und die Menschen mit Versprechungen nach Reichtum in die Unterwelt lockt. Die „armen Seelen“ sind dann rettungslos verloren. Normalerweise wurde dieser „unheimliche Ort“ von der Bevölkerung gemieden.
Hier vermischen sich Legenden mit Tatsachen. Einige Höhlengeher sind tatsächlich verschwunden und in der Höhle zugrunde gegangen.
Schatzgräber, Abenteurer, Deserteure, verfolgte Glaubensbrüder, Selbstmörder? Der Verfasser versucht nachfolgend, eine Chronologie der Ereignisse aufzustellen ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Am Beginn des 17. Jahrhunderts war die von außen eingebrachte Glaubenshetze zwischen Katholiken und Protestanten besonders stark. Obwohl in der meisten Zeit die „Evangelischen“ regelrecht verfolgt wurden, so gab es im Jahre 1601 eine Ausnahme. Innerhalb der Gegenreformation wurden kurzfristig alle katholischen Priester und Kirchendiener im Salzkammergut regelrecht vertrieben.
Dieses ging so weit, dass selbst der damalige katholische Pfarrvikar Georg Thaimer zum Gut des abgelegenen „Höllbauern“ flüchtete. Als auch der „Höllbauer“ gezwungen wurde, den neuen Glauben anzunehmen, versteckte sich der Geistliche in einem Heustadel in der Nähe der Höhle und oberhalb am Burgstallkogel. Nachdem man in der Höhle auch Münzen aus dem 17. Jahrhundert fand, könnte das Höllenloch ähnlich wie bei anderen naheliegenden Berghöhlen, als Zufluchtsort gewählt worden sein.
Schon ein Jahr später setzten Truppen des Salzburger Erzbischofs Wolf Dietrich dem Aufstand im Ischlland ein blutiges Ende und die katholischen Pfarrherren wurden erneut eingesetzt. Nachzulesen ist dieses im „Heimatbuch des Marktes Lauffen“ von Friedrich Kienast.
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Skelettfunde: Schon Santori berichtet 1809 von „zwei halbverfaulten Cadavern von Menschen“, welche vor nicht allzu langer Zeit gefunden wurden. Auch der Reiseschriftsteller Johann Steiner erwähnt 1820 „dumme, geldsüchtige, auch einzeln neugierige Menschen in diese Höhlen, die in ihrem Inneren mehrere Seitenschluchten hat, wagten, und entweder in einem Wassersumpfe durch Ertrinken ihr Leben endigten, oder wenn sie nicht mehr herausfanden, aus Hunger und Verzweiflung martervoll ihren Geist aufgaben…“. Weiter schreibt der gleiche Autor von einem Hund, welcher das verpestete Wasser in der Höhle trank und starb.
Bei den „beiden Cadavern“ könnte es sich um die Überreste von zwei Männern aus dem Attergau handeln, welche im Jahre 1788 in dieser Gegend verschwunden sind.
Im Jahr 1879 fand Ferdinand Mühlbacher im hinteren Höhlenteil einen menschlichen Unterarm und ein Wadenbein und stellte faulen Geruch fest. Seinem Bericht zufolge sind 97 Jahre zuvor – das wäre das Jahr 1782 – ein Bauernknecht und ein Schneider aus dem Attergau in der Höhle um das Leben gekommen. 1909 findet ein Herr Graf aus Lauffen ebenfalls im hinteren Teil einen Totenschädel. Im Jahre 1961 bargen die Goiserer Lehner und Unterberger in der sogenannten „Totenkammer“ im höher gelegenen Mittelteil der Höhle ein Skelett und bei einer zweiten Befahrung den dazugehörigen Schädel. Auch ein Essbesteck nebst Kleinteile wie Glas und Messingschnalle wurden aufgesammelt.
Im Jahre 1962 findet der ehemalige Kaufmann Jedinger aus Lauffen einen weiteren Schädel im vorderen Höhlenteil bei der Abzweigung zum „Wurzelgang“. Im Jahre 1970 sieht Erhard Fritsch einige Schädelteile im „Absteigenden Gang“. Im Jahre 1995 findet der Verfasser einen Oberschenkelknochen kurz vor dem Siphon. Es befinden sich in dieser Höhle sicherlich noch weitere menschliche Überreste, welche vom Wasser verlagert wurden.
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Zoologie: Die relativ warme Höhle ist bzw. war auch ein beliebter Überwinterungsort für Amphibien und Fledermäuse. Um einen Schutz für die Tiere zu veranlassen, wurde am Eingang ein Gitter eingebaut, welches aber immer wieder von unvernünftigen Höhlengängern aufgebrochen wurde. Inzwischen ist die Höhle immer offen.
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Bild 1: Der alte und sehenswerte Wallfahrtssort Lauffen an der Traun ist Ausgangspunkt zum Höllenloch.
Bild 2: Die Schilder im Ortszentrum weisen auf den alten Weg, welcher über den Kalvarienberg zur Höhle führt.
Bild 3: Manchmal sieht man kurz vor der Höhle dieses durch Algen verursachte farbenprächtige Natureis.
Bild 4: Angeblich soll es in dieser Höhle nicht immer mit "rechten Dingen" zugehen......
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Nebenhöhle vom Höllenloch: Rund 60 m südwestlich vom Höllenloch existiert in gleicher Meereshöhe eine weitere Höhle. Den unauffälligen Eingang sieht man etwas oberhalb der Forststrasse gleich nach der markanten Rechtskurve, wo der Steig zum Höllenloch führt. Diese Höhle besteht zur Hauptsache aus einen 14 m breiten und 1.5 m hohen Raum, welcher maximal 4.5 m weit in den Berg führt. Am östlichen Ende dieses Hohlraumes beginnt ein niederer, gerade noch schliefbarer Gang. Dieser ist nach ca. 20 m bei einer Lehmablagerung zu Ende. Hier sieht man Grabungsspuren und eine künstliche Erweiterung könnte sich eventuell lohnen.
Bemerkenswertin dieser Höhle sind die vielen, höchst fotogenen Eiskeulen, welche sich in manchen strengen Wintern bilden. Dazu kommen noch dünne Eisfahnen und Rauhreifkristallen vorzugsweise an der Decke.
Literatur:
"Mitteilung des LV für Höhlenkunde in OÖ.", 9. Jahrgang, Mai 1963.
"Höhlen, Natur und Kultur im Inneren Salzkammergut", Buch im Eigenverlag, Norbert Leutner, 2012
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Warnung: Das Höllenloch sollte auf keinen Fall alleine begangen werden! Zusätzliche Lampen müssen mitgenommen werden. Die Witterungsverhältnisse sind zu berücksichtigen.
www.norbertleutner.at