ALLGEMEINES
Im Jahre 1563 wurde offiziell der Ischler Salzberg eröffnet. Mit dem ersten Stollenanschlag vor mittlerweile über 450 Jahren bis heute erstreckt sich eine ungemein wechselhafte Geschichte. Viele Generationen von Bergmännern aus dem heutigen Bad Ischl und Umgebung haben ihr ganzes berufliches Leben in den Stollen verbracht oder verdingten sich als Holzknechte, Salinenarbeiter oder Schiffer an der Traun. So wie in Hallstatt und Bad Aussee war das „weisse Gold“ der Mittelpunkt des Lebens. Man denke an die Bergknappen, welche gerade in der Pionierzeit jahrelang mühselig zentimeterweise im tauben Felsgestein vordrangen, bis sie endlich das Salzlager erreichten. Wie viele Hoffnungen und Enttäuschungen und persönliche Schicksale sich damit verbunden, kann man heute nur mehr ahnen.
Bild 1: In der Nähe dieser lieblichen Reinfalzalm in rund 1.000m Seehöhe befinden sich etliche Stollen.
Bild 2: Auf einer Glöcklerkappe befindet sich dieses Motiv vom Ludovica Stollen.
Bild 3: Die Pernecker Bergkirche im Zentrum von mehreren Stollen wurde 1751 erbaut.
Mittlerweile ist es stillgeworden um den Ischler Salzberg. Aus wirtschaftspolitischen Gründen wurde der Bergbau am Beginn des dritten Jahrtausends eingestellt. Viele Stollen sind verfallen und teilweise nicht mehr genau lokalisierbar. Die meisten ehemaligen Knappenhäuser und Wirtschaftsgebäude sind in einen desolaten Zustand.
Etliche der ehemaligen Salinenmitarbeiter sind heute in der wohlverdienten Pension oder bereits verstorben. Damit geht zunehmend auch das Wissen um den ehemaligen Salzbergbau und das dazugehörige Brauchtum immer mehr verloren.
Was wäre Bad Ischl heute ohne den Segen durch das Salz? In dieser Serie möchte ich die abwechslungsreiche Geschichte des Ischler Salzbergbaues und der ehemaligen Saline wiedergeben.
Im Jahre 2020, also 457 Jahre nach der Eröffnung, gibt es die folgende Situation: Von den insgesamt siebzehn Stollen führen noch acht Horizonte in den Berg. In den letzten Jahren wurde in Privatinitiative an einigen alten Stollenportalen Schautafeln oder Holzatrappen montiert. Die ursprünglich fünf Wasserstollen sind nicht mehr auffindbar. Die Saline in Bad Ischl ist Vergangenheit. Salzschiffer, Traunrösser für den Gegenzug und der gehobene Stand der Salzfertiger ist seit 1877 ebenfalls Geschichte. In relativ guten Zustand erhalten geblieben ist die mittlerweile die gut 270 Jahre alte Bergkirche.
DIE OFFIZIELLE ENTDECKUNG DES ISCHLER SALBERGES
Kaiser Ferdinand I. hatte ein vorwiegend finanzielles Interesse am Salzbergbau. In seiner Regierungszeit (1556 – 1563) konnte der Hallstätter Salzberg und die Saline trotz Vollbeschäftigung den Bedarf nicht mehr decken. Man überlegte, trotz aufkommenden Mangel an Brennholz den Bau einer dritten Salzpfanne in Hallstatt zu errichten..
Nun kam die Nachricht von einem neuen Salzvorkommen im Raum von Ischl wie gerufen. 1562 hatte der Verweser Hans Adam Praunfalk aus Aussee „im Geigenthal hinter der schwarzen Wand, nicht gar weit weg von Ischl, eine gesalzene Lacke und noch an demselben Gebirge oberhalb der Reinfalzangers gleichfalls eine Saure Lacke“ gefunden.
Nach der sofort erfolgten Besichtigung durch den Gmundner Salzamtmann Neuhauser meldete derselbe das Salzvorkommen in die Hofkammer nach Wien. Etliche Vorteile wie der Standort, Holzreichtum, kürzerer Transportweg und nicht zuletzt die erwähnte Zwangslage führten zu einer schnellen Entscheidung durch die Regierung. So kam es, dass schon ein Jahr später der erste Stollen angeschlagen wurde. Die Eröffnung dieses Mitterberg-Stollen erfolgte am 27. Juli 1563.
Dieser Tag gilt heute offiziell als das Datum für die Eröffnung des Ischler Salzberges.
1567 erfolgte der Anschlag des tiefer liegenden Alten Steinberg-Stollen und zeitgleich die Eröffnung des Lipplesgraben-Stollen. Man ahnte damals noch nicht, dass man zwei verschiedene Salzstöcke angefahren hatte. Nach den anfänglichen Erfolgen im Ischler Salzbergbau erfolgte bald darauf die Ernüchterung, als man ziemlich schnell wieder mit dem Stollenvortrieb in das taube Felsgestein stieß. Man hatte in allen drei Stollen die obere Salzgrenze angefahren. Erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts stieß man auf das tiefer liegende und ergiebige Pernecker Salzlager.
Weiters gab es im Bereich vom Ischler Salzberg mehrere Knappenhäuser, dazugehörige Wirtschaftsgebäude und Stadl, eine Säge, eine Köhlerei, eine Erzverhüttung und eine Vitriolsiederei. Es gibt Indizien, welche bereits auf einen spätmittelalterlichen Salzbergbau hinweisen. Auf diese Theorie wird untenstehend noch eingegangen.
Übersicht der Stollen im Jahe 1654
Neunzig Jahre nach der offiziellen Entdeckung vom Ischler Salzberg waren folgende Stollen in Betrieb: Mitterberg-Stollen, Steinberg-Stollen (heute Alter Steinberg-Stollen), Obernberg-Stollen (heute Lipplesgraben-Stollen), Erzherzog Matthias-Stollen (heute Kaiser Matthias-Stollen), Neuberg-Stollen, Frauenholz-Stollen).
Der MITTERBERG-STOLLEN wurde am 27. Juli 1563 angeschlagen und gilt offiziell als ältester Stollen am Ischler Salzberg.
Man konnte damals noch nicht wissen, dass man hier die obere Grenze des Lauffener Salzlagers erreicht hatte. Der später entdeckte Pernecker Salzstock ist von der Lauffener Salzscholle von einer 1.500 m mächtigen tauben Gesteinsschicht aus Jurakalk getrennt.
Der heute komplett verschüttete MITTERBERG-STOLLEN in 886 m MH war usprünglich 130 m lang, wobei der Salzstock selbst nur 55 m aufwies.
Vier Jahre später wurde 34 m tiefer gelegene der ALTE STEINBERG-STOLLEN eröffnet und damit der MITTERBERG-STOLLEN unterfahren. Damit wurde nach Halleiner Vorbild das erste Ablasswerk im Salzkammergut angelegt.
Leider erwies sich diese ganze Lagerstätte als sehr klein und man hatte viele Schwierigkeiten mit dem eindringenden Wasser.
Der Stolleneingang (siehe Bild) wurde als Atrape am 27. Juli 2013 hauptsächlich von ehemaligen Mitarbeitern des Salzbergbaues in Bad Ischl anlässlich des 450 Jahre Jubiläums nachgebaut.
Weitere historische Daten:
Mit dem Anschlagen des Mitterberg-Stollen am 25. Juli 1563 musste zugleich die Vitriolgewinnung bei der höher gelegenen Reinfalzalm wegen hohen Holzverbrauch eingestellt werden.
Im Jahre 1571 wurde erstmals eine hölzerne Soleleitung zur gleichzeitig eröffneten Saline Ischl gelegt. Diese floss aus dem Alten Steinbergstollen, welcher 1567 eröffnet wurde,
Im Jahre 1603 – genau fünfzig Jahre nach der offiziellen Eröffnung des Ischler Salzberges – gab es sechs salzführende Stollen, vier stillgelegte Erz- bzw. Vitriolstollen, drei aufgelassene Versuchsstollen, einen Wasserstollen, eine Soleleitung und die Saline in Bad Ischl. Um den Salztransport entlang der Traun kümmerten sich die Salzfertiger von Lauffen und Ischl.
Die schöne Bergkapelle (MH 827 m) wurde unter der Regierungszeit von Maria Theresia in den Jahren 1747 bis 1751 erbaut und 1985 saniert.
1776 wurde mit dem Bau des Berghauses am Josef-Stollen, 1777 mit der Errichtung des Berghauses und der Bergschmiede beim Maria-Theresia-Stollen begonnen. Nach deren Fertigstellung im Jahr 1778 wurden die beiden alten Knappenhäuser am Frauenholz-Stollen beziehungsweise am Elisabeth-Stollen abgetragen
1825 wurden in der damals veröffentlichten Urmappe (Franzeisischer Kataster) folgende Stollen angeführt: Leopold Stolle, Theresien Stolle, Joseph Stolle, Ludovika Stolle, Elisabeth Stolle, Amalien Stolle, Frauenholz Stolle, Lipples Graben Stolle, Neuberg Stolle, Johannes Stolle. Weiter Wasser Stolle (südöstlich Reinfalzalpe), Kohlstatt (sw. Mathias Stolle), Klaus Saag (obh. Ludovica Stolle), Oetz (östl. Knappenhäuser).
Der Franz Josef Erb - Stollen in Lauffen wurde als letzter Horizont 1898 eröffnet. (Bei 2.366 m bzw. 2.526 m wurden die Schwefelquellen, die heutigen Kurmittel für Bad Ischl, angetroffen.)
Im Jahre 1933 wurden alle höher gelegenen Bergwerke außer dem Amalia-Stollen „totgesprochen“. Dieser Horizont dient heute als Wasserstollen.
1965 erfolgte die Stilllegung der Saline im Zentrum von Bad Ischl. Zwei Jahre später begann die erste Versuchslaugung im Sondenfeld Sulzbach im Gemeindegebiet von Bad Ischl.
2000 war das Ende der Besucherbefahrung, welche durch den Maria Therersia Stollen erfolgte. Ursprünglich erfolgte die Fremdenbefahrung durch den heutigen Ludovica-Stollen, der damals nach Maria Theresia-Stollen hieß.
2011 war das Ende der untertätigigen Soleproduktion. Es ist still geworden am Ischler Salzberg.
DIE SALZSTOLLEN.
Sortiert nach dem Eröffnungsjahr.
Mittlerweile wurden an allen neuen und vermuteten Tagöffnunen seperate Hinweistafeln angebracht.
Nr |
Bezeichnung |
Jahr |
Länge m |
MH m |
Bemerkungen |
1 |
MITTERBERG-STOLLEN * |
1563 |
130 |
866 |
Ältester Stollen, Stolleneingang-Nachbau. |
2 |
ALTER STEINBERG-STOLLEN * |
1567 |
380 |
832 |
Altes Salzlager, genaue Lage unbekannt. Atrape vorhanden. |
3 |
LIPPLESGRABEN-STOLLEN (ehemals Obernberg) |
1567 |
236 |
1001 |
Verschüttet, Hütte vorhanden Stolleneingang nachgebaut. |
4 |
MATTHIAS-STOLLEN |
1577 |
420 |
959 |
Abgesperrt, Nähe Reinfalzalm. Hüttenreste vorhanden. |
5 |
NEUBERG-STOLLEN |
1586 |
950 |
909 |
Nur noch oberster Stolleneingangsteil sichtbar. |
6 |
FRAUENHOLZ-STOLLEN |
1610 |
456 |
880 |
Nähe „1000 Stufen“., verschüttet. Portal nachgebaut. |
7 |
AMALIA-STOLLEN |
1687 |
572 |
851 |
Stolleneingang abgesperrt, heute als Wasserstollen |
8 |
RABENBRUNN-STOLLEN * |
1692 |
1.000 |
800 |
Altes Salzlager, verschüttet. Rampe. Mauerreste. |
9 |
ELISABETH-STOLLEN |
1712 |
750 |
812 |
Verschüttet. Neben Gradenbach. Gedenkstein vorhanden.. |
10 |
NEUE STEINBERG-STOLLEN * |
1725 |
280 |
862 |
Altes Salzlager, genaue Lage unbekannt. Portalnachbau vorhanden. |
11 |
NEPOMUK-STOLLEN |
1725 |
230 |
991 |
Abgesperrt, Nähe Reinfalzalm. Gedenkstein. |
12 |
MARIA-LUDOVICA-STOLLEN |
1747 |
1.013 |
764 |
Neben der Salzbergstraße mit beschrifteten Portal. Abgesperrt. |
13 |
JOSEF-STOLLEN |
1751 |
1.195 |
723 |
Kleine Tagöffnungen neben Bach bzw. Salzbergstraße. Stollenatrappe. |
14 |
MARIA-THERESIA-STOLLEN |
1775 |
1.590 |
680 |
Ehemals Schaubergwerk bis zum Jahre 2000. |
15 |
FRANZ II-STOLLEN |
1794 |
884 |
588 |
Erreichte nie das Salz. Abgesperrt. |
16 |
LEOPOLD-STOLLEN |
1794 |
1.800 |
643 |
Abgesperrt. |
17 |
FRANZ-JOSEF-ERBSTOLLEN |
1895 |
2.860 |
503 |
Bei Lauffen (Tal) mit Schwefelquelle. |
Die mit * gekennzeichneten Stollen gehören den "alten Salzlager" (Lauffner Salzstock) an.
Lipplesgraben-Stollen mit Hütte - Matthias-Stollen mit Hüttenreste - Gedenkstein beim Neuberg-Stollen - Frauenholz-Stollen (Portalatrappe) - Mauerrese beim Rabenbrunn-Stollen.
Elisabeth-Stollen (Gedenkstein) - Erbstollen bei Lauffen - Theresia-Stollen (ehemals Schaubergwerk) - Amalia-Stollen (heute Wasserstollen) - Ludovica-Stollen im Jahre 2017 (2019 renoviert).
WASSERSTOLLEN waren für den Betrieb und die Sicherheit von großer Bedeutung. Solche Stollen bis zu 100 m Länge gab es westlich der Reinfalzalm, bei der Zwerchwand, beim Mitterberg-Stollen und beim Hohen Rosenkogel.
VERSUCHSSTOLLEN wurden, wie der Name es ausdrückt, zur Salzsuche in den Berg getrieben. Es wurden im Jahre 1577 je ein Stollen in Moosegg und in Rossmoss angelegt. 1725 versuchte man gleichzeitig in Goisern, Ortschaft Rehkogl, und am Ischler Hubkogel in den Salzstock zu gelangen.
Im Jahre 2018 wurde in der Ortschaft Obereck der 214 m lange Moosbergstollen freigelegt. Der geologisch hochinteressante Stollen wurde erstmals 1577 angeschlagen und nach neun Jahren wegen erfolgloser Salzsuche aufgegeben. Dann erfolgte um 1586 ein weiterer Vortrieb, welcher sich mit Unterbrechungen bis 1690 fortsetzte. Dabei wurde eine Streckenlänge von 372 m Länge erreicht. Der Stollen wurde mittlerweile abgesperrt.
BRAUNEISENERZ-, VITRIOL- UND BLEIERZSTOLLEN gab es höchstwahrscheinlich schon um das Jahr 1500 und mussten wegen dem hohen Holzbedarf mit dem Beginn des Salzbergbaues eingestellt werden.
|
Bezeichnung |
Jahr |
Länge m |
MH m |
Bemerkungen |
|
UNTERE VITRIOLSTOLLEN |
1500? |
40 |
1.018 |
Starke Wetterführung. Sehr eng. |
|
MITTLERE VITRIOLSTOLLEN |
1500? |
? |
1.040 |
Nur mehr Halde vorhanden |
|
OBERE VITRIOLSTOLLEN (Hütterstollen) |
1500? |
44 |
1.105 |
Interessante Anlage. Schwer auffindbar. |
|
BLEIERZSTOLLEN |
? |
? |
940 |
Im Anzenberg |
Anmerkung: Siehe auch in der gleichen Homepage "DIE HISTORISCHEN ERZ- UND VITRIOLSTOLLEN BEI BAD ISCHL" und "DER DICKLBERGER-THEMENWEG AM BAD ISCHLER SALZBERG".
Allgemeine Literaturhinweise: Die bekanntesten Werke rund um den Ischler Salzberg stammen von Antonius Dicklberger, Carl Schraml, Günther Hattinger, und Othmar Schauberger. In jüngérer Zeit haben sich vor allem Thomas Nussbaumer, Leopold Schiendorfer, Erich Ramsauer, Franz Federspiel und Alexander Savel mit dem historischen Bergbau beschäftigt. Hier müssen besonders die "Mitteilungen des Ischler Heimatvereines" Folgen 21, 32 und 35 erwähnt werden.
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